Persönliches Backen vs. Kochen - Vernunft vs. Gefühl

Weihnachtszeit ist Backzeit - da möchte man am liebsten alle erdenklichen Sorten an Keksen backen. Nur reißt die Motivation häufig sehr schnell ab ... © pixabay.de
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Ich stelle mal eine Hypothese in den Raum: Backen ist nicht das gleiche wie kochen. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass diejenigen, die gut kochen können, nicht unbedingt backen können und andersherum. Eher behindert das eine wahrscheinlich das andere.

Die Weihnachtszeit würde ich traditionell eher als Zeit des Backens beschreiben. In der Weihnachtsbäckerei backen wir Weihnachtsplätzchen mit Glasur, Vanillekipferl, Zimtsterne und abgefahrene Doppeldecker-Kekse mit Marmeladefüllung und andere Kreationen, die wir auf Pinterest für uns entdecken konnten.

Küche wird an Weihnachten zur Backstube

Dazu gibt es eine Tasse Glühwein oder zwei und die immer gleichen Weihnachtslieder, die einem spätestens Mitte Dezember schon zu den Ohren rauskommen. Das Ziel dieser Aktion sind schöne leckere Weihnachtsplätzchen, von denen man im besten Fall bis Weihnachten zehrt und die man seinen Gästen mit stolz geschwellter Brust und dem dezenten Hinweis „selbst gemacht“ anbieten kann.

Bei mir läuft es beim Backen meist nicht so gut, auch wenn ich es jedes Jahr aufs Neue versuche. Das liegt zunächst einmal daran, dass ich meist einfach zu viel will. Ich möchte direkt alle leckeren Kekse auf einmal backen und merke schon nach kürzester Zeit, wie die Lust und vor allem dann auch die Geduld schwindet.

Lust aufs Backen ist schnell verflogen

Das bedeutet für meine Weihnachtsbäckerei, dass die klassischen Weihnachtskekse meist nicht mal mehr in ein aufwendiges Schoko-Bad getaucht werden oder eine Puderzuckerglasur bekommen und die Vanillekipferl monströse Maße annehmen, weil doch wirklich NIEMAND Bock hat, sie fein und akribisch zu formen.

Dann verbrennt noch die Hälfte der Kekse und am Ende fragt man sich: War es das wirklich wert? Die Küche ist in Mehl und Teigreste getränkt und die Ausbeute an wirklich schönen, vorzeigbaren und dazu noch leckeren Keksen gering.

Gefahrenloses Improvisieren beim Kochen

Ich glaube, dass man zum Backen ein rational-denkender Mensch sein muss, der sich gerne in Feinarbeit verliert und sich streng an Rezepte hält. Die Gehirnareale, die sich dem logischen Denken widmen, stehen hier im Fokus.

Mir liegt mehr das Kochen. Denn wenn ich mich beim Kochen nicht an Rezepte halte, was ich selten tue, verpasse ich meinem Gericht meistens nicht den Todesstoß, sondern das gewisse Extra.

Wer den Hinweis im Backrezept zum Backpulver schon mal nicht so genau genommen hat, weiß, dass sich solche Abwandlungen beim Backen auf jeden Fall rächen.

Entweder man hat dann einen traurigen Klumpen, weil man zu wenig genommen hat oder der Backofen wird von einer Masse bevölkert, die sich über den Ofen, die Küche und am besten noch die ganze Stadt hinweg auszuweiten versucht. Sowas passiert mir beim Kochen einfach nicht.

Beim Backen schmeckt am Ende alles nach Russisch Brot. Aber so hat jeder seine Stärken und wer in Zukunft in den zweifelhaften Genuss kommen sollte, Weihnachtskekse von mir angeboten zu bekommen – sollte ablehnen und lieber nach einem leckeren, gekochten Gericht fragen!

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