
„Das Gegenteil von gut ist gut gemeint“ heißt es im Song „Im Taxi weinen“ der Band Kettcar. Und damit trifft die Band den Nagel eigentlich schon auf den Kopf, oder? Ich denke dabei an gut gemeinte Ratschläge, die man von allen Seiten her bekommt, ohne dass man jemals darum gebeten hat.
Ratschläge, die das eigene Leben, die eigene Gesundheit oder einfach nur die eigene Ernährungsweise betreffen.
Ratschläge, die vielleicht über die Strenge schlagen und meine persönlichen Grenzen überschreiten oder Ratschläge, die so offensichtlich sind, dass man jemandem die Hand für seine Blödheit schütteln möchte, um ihm zu gratulieren, dass er eins und eins zusammenzählen und das Offensichtliche einfach aussprechen kann.
Von sich auf andere zu schließen, ist nie gut
Aber die Gesellschaft will es so, dass wir Ratschläge dankend annehmen, denn: SIE SIND JA GUT GEMEINT. Das Problem an diesen Handlungsempfehlungen liegt meist darin begründet, dass diejenigen, die sie aussprechen nicht daran denken, mit wem sie sprechen.
Stattdessen schließen sie von sich auf andere und sagen im Grunde nur, was sie in dieser oder jener Situation tun würden. Blöd nur, dass wir Menschen alle unterschiedlich sind und uns mit verschiedenen Dingen und Taten wohlfühlen.
„Mach das doch einfach so…“ Hat dieser Satz jemals dazu geführt, dass jemand irgendetwas EINFACH SO gemacht hat? Ich kann mir das kaum vorstellen.
Ungefragte Ratschläge sprechen Problemcharakter ab
Die Situation, in der ein Ratschlag nämlich meist gegeben wird, ist ja nun mal problembehaftet. Jemand kommt mit irgendwas nicht weiter, weiß nicht, was und vor allem wie etwas zu tun ist.
Und dann kommt jemand daher, der die Weisheit mit den Löffeln gefressen hat und spricht diesem Problem seine Schwere ab, indem er sagt: „Mach das doch einfach so…“ Achsooo. Ja klar, über diese Möglichkeit hat die Person mit dem Problem sicher noch nicht nachgedacht. Es fällt ihr wie Schuppen von den Augen. Vielen Dank, Captain Obvious.
Erst fragen, dann „helfen“
Hat man sich im Griff, nickt man dankend und denkt sich seinen Teil. Trägt man das Herz auf der Zunge kann man aber auch einfach mal sagen: „Danke – für gar nichts. Denn ich bin nicht du und was du tun würdest, würdest du tun, aber für mich ist das nicht der richtige Weg“.
Wie wäre es, wenn man mal wieder einen „gut gemeinten“ Ratschlag auf der Zunge hat, vorher mal zu fragen, ob die andere Person diesen überhaupt hören möchte. Oder darauf zu warten, bis man vielleicht sogar um Hilfe gebeten wird, statt jedem seine vermeintliche Lebensweisheit direkt auf die Nase zu binden?