
Zu Uni-Zeiten wird schnell derjenige als ewiger Gastgeber auserwählt, der bei der Wohnungssuche in den Luxus eines Wohnzimmers gekommen ist oder zumindest ein relativ großes Zimmer mit ausreichend Sitzgelegenheiten für Freunde und Freundes Freunde zur Verfügung hat.
Diesem Gesetz folgt man spätestens dann, wenn man sich zum ersten mal mit sechs Leuten in eine 1-Zimmer-Wohnung gequetscht und die Schnauze voll davon hat.
Wohlfühlfaktor auf 11qm eher gering
Klar, kann man diese Pappschachtel wohlwollend als „gemütlich“ bezeichnen und den Studierenden das Freiheitsgefühl auf 11qm vermitteln, aber wenn wir mal ehrlich sind, eignet sich so eine 1-Zimmer-Wohnung nicht zum Empfang von Gästen – außer vielleicht von einem oder maximal zwei.
Und die müssen dann schon gut vertraut sein, denn pikante Klogeräusche sind in einer 1-Zimmer-Wohnung in der Regel nur schwierig zu vertuschen.
Man wird also in dieser Lebensphase häufig eher unfreiwillig zum Gastgeber in seinem Freundeskreis aus Ermangelung an Alternativen ernannt und findet sich auf kurz oder lang damit ab. Man hat ja schließlich selbst auch keine Lust, sich in die 1-Zimmer-Wohnung zu quetschen, die noch nach dem Mittagessen von vor drei Tagen riecht.
„Fühlt Euch zu Hause“-Floskel wurde ernst genommen
Zu Studi-Zeiten war es aber noch üblich, dass die Freunde sich dann zumindest sowohl Getränke als auch Nahrungsmittel selbst mitgebracht haben und man am Ende zumindest noch von dem dagelassenen Pfand profitiert hat. Sie haben den Satz „Fühlt Euch wie zu Hause“ absolut ernstgenommen und kamen dann nicht nur in Jogginghose vorbei, sondern wussten auch, wo die Gläser stehen.
Da war das Gastgeber-Dasein auf ein Minimum reduziert, die einzige Aufgabe bestand im Grunde darin, den Platz zur Verfügung zu stellen und darauf zu achten, dass zumindest genug Klopapier vorhanden ist. Das war noch eine schöne, unkomplizierte Zeit. Man musste nicht mal putzen. Schließlich sahen die anderen WGs auch nicht besser aus!
Gastgeber-Sein hat sich verändert
Inzwischen ist dieses unbeschwerte Gastgeber-Dasein irgendwie dahin. Man hat irgendwann angefangen, für die Gäste zu saugen und aufzuräumen. Auf einmal war es auch üblich, sich vorher nach Getränkewünschen zu erkundigen und diese sogar zu erfüllen!
Plötzlich stehe ich vor dem Spieleabend mit Freunden in der Küche und denke über leckere Partysnacks nach, die ich meinen Gästen servieren kann. Köstlich und fancy müssen sie sein – und natürlich vegan.
Meistens macht es mir Spaß, Gastgeber zu sein. Aber manchmal wünschte ich, es wäre wie früher und jeder wüsste, wo die Gläser stehen. Ich könnte meine Verpflichtungen wieder auf ein Minimum reduzieren und würd am nächsten Tag schön den Pfand zum Automaten bringen.