
Alle Jubeljahre gefühlt fangen ein paar schlaue Köpfe an, Dinge zu hinterfragen, die schon seit langer Zeit so laufen wie sie nun mal laufen. Das sonst allgemeingültige Gesetz: „Das haben wir doch immer schon so gemacht!“ verliert dadurch seine Wirkung und man muss sich mit neuen Gedankengängen auseinandersetzen, die, sind sie erstmal gedacht, oft vollkommen logisch erscheinen.
Was ist zum Beispiel mit der Frage, ob Religionsunterricht in der Schule heutzutage noch angemessen ist? Ich weiß, solche Fragen traut man sich kaum zu stellen, werden sie doch häufig direkt emotional aufgeblasen und mit Hochverrat an Gott und dem gesamten Christentum gleichgesetzt.
Aber vielleicht können wir die Kirche einfach mal im Dorf lassen (höhö) und ganz sachlich darüber nachdenken.
Reli-Unterricht im Grundgesetz verankert
Im Deutschen Grundgesetz steht in Artikel 7 Absatz 3: „Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt.“
Der Gedanke dahinter war ja aber ursprünglich eher, die freie Religionsausübung zu gewährleisten und breitflächig zu unterrichten, wie diese Ausübung auszusehen hat oder aussehen könnte. In einer Zeit, in der aber kaum noch jemand gläubig zu sein scheint – zumindest hierzulande – ist es doch ein wenig unverständlich, warum auf die Religion in der Schule bestanden wird, aber regelmäßig Fächer wie Latein oder zuletzt Sozialwissenschaften zur Debatte stehen.
Das Wenigste vom Stoff ist hängengeblieben
Vor allem wenn ich selbst an meinen Religionsunterricht denke, muss ich mich doch ernsthaft fragen, was er mir gebracht hat. Ich hatte etwa ein Jahr ambitionierten Reli-Unterricht im Laufe meiner Schülerkarriere. Die Dinge, die ich dort gelernt habe, weiß ich noch heute und sie haben mich definitiv in meiner Allgemeinbildung voran gebracht und immer wieder auch nützliches Wissen für Quizduell bereitgestellt.
Gegen diese Art von Reli-Unterricht will ich weiß Gott nichts sagen! Religion hatte in unseren Breitengraden und hat bis heute auch noch in anderen Ländern einen derart wichtigen Impact auf die Menschen und die Kultur, dass es als allgemein ausgebildeter Mensch schon wichtig ist, sich zumindest in Grundzügen mit diesem Fach zu beschäftigen.
Dankbar für Alternativ-Fächer
Wird der Reli-Unterricht aber nicht mal mehr vom Lehrer ernstgenommen und eher für andere Dinge genutzt, dann könnte man, meiner Meinung nach, auch gut darauf verzichten. Was meinen Glauben und meine Religion angeht, habe ich eh am meisten im Konfirmationsunterricht gelernt – in einem christlichen Kontext, also eigentlich genau da, wo das Wissen hingehört.
In der Schule habe ich mich dann für das Alternativ-Programm „Praktische Philosophie“ oder „Ethik“ entschieden. Ich finde, es ist gut, dass es diese Möglichkeit gibt und Schüler:innen selbst wählen können.
Raum für Diskussion muss sein
In einer Gesellschaft wie unserer, sollte man aber auch darüber diskutieren können, ob Religionsunterricht an öffentlichen Schulen noch notwendig ist, ohne direkt Fürchten zu müssen, verbrannt zu werden.
Ich will Niemandem seinen Glauben nehmen. Ich weiß nur nicht, ob dieser unbedingt was in der Schule zu suchen hat, wenn sich kaum noch wer damit identifizieren kann.