
Erinnert Ihr Euch noch daran, als sogenannter authentischer Gangster-Rap zu 70 Prozent aus schlechter Rhetorik, 20 Prozent Militanz und 10 Prozent Abkürzungen für Problembezirke bestand, die niemand außerhalb der Einwohner verstanden hat? Diese Gangsterrapper sitzen jetzt in den Produktionsstudios mit Monopolstellung, sprechen über ihre Inneneinrichtung von Bo Concept und loben das LKA, na ja.
Vielleicht sollten wir aber auch einfach alle sehr froh darüber sein, dass Deutsch-Rap sich weiterentwickelt hat. Ohne genrespezifische Gefilde zu verlassen, gibt es nun doch eine breitere Masse an Künstlerinnen und Künstlern, die intellektuell nicht klingen wie ein Knubbel verhedderter Kopfhörer.

Mantaplatten und Lokalpatriotismus
Doc und Jay aus Castrop-Rauxel beispielsweise zeigen das ganz imposant auf der aktuellen LP „Kingz auf der Stage“. Das Ruhrgebiet ist, unwissend betrachtet, ein Konglomerat aus Ruß und Proletariat. Das ist zwar äußerst populistisch, aber die beiden beweisen, dass sie aus all dem, was vielleicht nicht so geil erscheinen mag, das Beste gezogen und musikalisch verarbeitet haben.
Im Song „Ich komm ausm Pott“ kommt das natürlich ganz besonders exemplarisch zum Vorschein. Um Mantaplatten und Lokalpatriotismus geht es aber auch auf „Represent“ oder „Alte Schule“. Und „Alte Schule“ ist genau das Stichwort, das als Alleinstellungsmerkmal heraussticht.
Eine LP mit dickem Inhalt
Statt Autotune und inhaltlicher Leere, überzeugen die Jungs mit schlagfertigen, fast schon Beat-literarischen Punchlines aus der Welt der Kartelle und Mafia.
Soundtechnisch beinhaltet die LP „Kingz auf der Stage“ eine eminente Varianz an Stimmung.
Von quatschigem Party-Rap über Old-School-Banger bis hin zum wortgewaltigen Facepalm an alle Hater – eine ausgewogene Melange aus Intellekt, Entertainment und Breithodengehabe.
Im „Le Mirage“ gibts Crossover live
Apropos Stimmung: Auf der Bühne sind Doc und Jay nochmal eine ganze Hausnummer spektakulärer. Wenn Ihr Euch das nicht entgehen lassen wollt (und das solltet Ihr nicht), müsst Ihr am 8. Januar ins „Le Mirage“ in Recklinghausen kommen.
Dort geben Doc und Jay mit ihrer Home-Band „Blackout Area“ eine fantastische Crossover-Mischung aus Rap und Metal zum Besten. Zusammen mit der Metalcore-Kombo „Straying Dawgz“ wird ordentlich abgerissen. Der Eintritt kostet zwar kein Geld, erfordert aber Impfung und Test.