Persönliches Prokrastination: Mikrowelle statt Masterarbeit

Statt ihre Abschlussarbeit weiterzuschreiben, putzt Annika sogar freiwillig die Orte ihrer WG, die schon sehr lange keine Putzmittel mehr gesehen haben. © pixabay.de
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Es ist immer die Aufgabe am schlimmsten, die man gerade vor sich hat. So wünscht der eine, der eine mündliche Prüfung bestehen muss, er würde doch lieber eine Hausarbeit schreiben müssen und derjenige, der die Hausarbeit schreiben muss, würde liebend gern mit den Leuten tauschen, die eine Klausur zu schreiben haben.

Und jeder, der schon mal eine wissenschaftliche Abschlussarbeit geschrieben hat, weiß, dass diejenigen, die diese Aufgabe vor der Brust haben, lieber die mündliche Prüfung, die Hausarbeit und die Klausur in einem machen würden, als diese Arbeit zu schreiben.

Der größte Schandfleck einer WG: die Mikrowelle

Ich lehne mich so weit aus dem Fenster und sage, es gibt sogar noch einige Dinge mehr, die sehr unangenehm sind und die man trotzdem dem Schreiben in so einer Situation vorziehen würde. Rein hypothetisch: Ihr lebt in einer WG und Euer Hygienestandard in der Wohnung ist … sagen wir mal … ausbaufähig.

Während im Kühlschrank neues Leben entsteht, gammelt das Klo weiter und weiter vor sich hin.

Aber am aller aller schlimmsten ist die Mikrowelle. Dieses häufig genutzte und doch kaum wertgeschätzte Küchengerät könnte sehr dringend eine Reinigung vertragen – vor allem wenn man nie eine Mikrowellenhaube auf den zu erhitzenden Teller oder zumindest irgendeine andere Abdeckung über Tomatensauce und Co. benutzt hat.

Zeit zum Saubermachen muss reif sein

Die Mikrowelle erzählt die Geschichte vieler vieler Mahlzeiten in der Vergangenheit, denn jede hat ihre Spuren an den Innenwänden hinterlassen – und wurde nie weg gewischt. In der Ecke sammeln sich Krümel, der Geruch wird langsam unangenehm und doch hat man es einfach immer so gelassen. Sieht ja keiner. Wird schon nicht so furchtbar sein.

Der richtige Moment, diese Ess-Erinnerungen in der Mikrowelle zu entfernen, ist nämlich erst dann gekommen, wenn eine Abschlussarbeit geschrieben werden will.

Alles Unangenehme erledigen und dann an den Schreibtisch

Statt das zu tun, zieht man sich dann lieber die Handschuhe über und stellt sich den Essensresten der WG der letzten Jahre. Todesmutig kratzt man Saucen vergangener Zeiten aus den Ritzen und fühlt sich besser, je weniger man schreibt und je mehr man stattdessen sauber macht.

Nachdem die Mikrowelle blitzblank ist, ruft der Schreibtisch wieder. Man kann ihn nicht hören. Es gibt schließlich noch Klos zu schrubben, Fenster zu putzen, Geschirr zu spülen, Regale, die seit Anbeginn der Zeit aufgehängt werden wollen. Und wenn ein Freund fragt, ob man ihm nicht beim Umzug und Streichen helfen kann, sagt man nicht: „Du Sorry, ich muss meine Abschlussarbeit schreiben“, sondern „Klar!“.

Doch irgendwann ist alles um einen herum geputzt und die Hände fühlen sich an wie nach einem stundenlangen Bad. Es führt doch kein Weg dran vorbei, diese Abschlussarbeit zu schreiben. Dann hätte man die Essensreste doch da lassen können, wo sie waren.

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