
Im Vorfeld einer zweitägigen Veranstaltung in der Evangelischen Tagungsstätte Haus Villigst sorgt ein Programmpunkt für Aufregung. Demnach soll es am 8. Dezember (Freitag) ein Gespräch mit einem Taliban-Vertreter geben. Nach der Rede eines Taliban-Funktionärs in einer Kölner Ditib-Moschee, die Thema im Landtag werden soll, wäre der Auftritt in Schwerte der zweite binnen kürzester Zeit in NRW.
Veranstalter ist die Evangelische Akademie Villigst, die für den 8. und 9. Dezember zur 37. Afghanistan-Tagung an die Iserlohner Straße einlädt. Unter dem Titel: „Realitäten ernst nehmen – Verantwortung übernehmen – Verbindungen stärken“ soll dort zwei Jahre nach der Herrschaftsübernahme der Taliban mit „afghanischen, deutschen und internationalen Expert*innen“ diskutiert werden, heißt es in der Ankündigung, die zusammen mit dem Tagungsprogramm online einsehbar ist.
Namentlich nicht genannt
Laut der Programmübersicht ist für den 8. Dezember um 16.30 Uhr ein „Gespräch mit den Taliban“ angekündigt. Als Gäste werden Jun.-Prof. Dr. Idris Nassery von der Universität Paderborn genannt und unter „N.N.“ ein namentlich nicht genannter Vertreter der Taliban-Regierung in Kabul.
Die Abkürzung „N.N.“ (Nullum nomen) bedeutet, dass der Name zwar bekannt ist, aber nicht genannt wird – etwa aus Sicherheitsgründen für die betreffende Person.
CDU-Bundestagsabgeordneter: „Unverantwortlich“
Bestürzt zeigte sich in einer ersten Stellungnahme der heimische Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe (CDU): „Es ist unverantwortlich, dass die Evangelische Kirche von Westfalen einen offiziellen Vertreter des mörderischen Taliban-Regimes in den Kreis Unna einlädt“, so Hüppe, der noch am Sonntagnachmittag (19.11.) forderte, die Einladung zurückzuziehen und „volle Transparenz über die Identität des bislang nicht namentlich genannten Taliban-Vertreters herzustellen“.
Die geplante Teilnahme eines Taliban-Vertreters an einer Veranstaltung in Deutschland sei gerade nach dem jüngsten Vorfall bei der Ditib in Köln ein alarmierendes Zeichen und erfordere sofortiges Handeln, so Hüppe
Afghanistan-Tagungen seit 1984
In Köln hatte ein kaum bekannter afghanischer Kulturverein namens „Kulturverein der Kunar Jugendlichen e.V.“ den Taliban-Vertreter Abdul Bari Omar eingeladen. Der hatte am 16. November in der Ditib-Moschee in Chorweiler eine Rede gehalten.
Anders als in Köln sind bei der augenscheinlich anberaumten Podiumsdiskussion in Schwerte vor allem Taliban-kritische Teilnehmer eingeladen. Veranstalter ist die Evangelische Akademie in Trägerschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die Villigster Afghanistan-Tagungen bieten nach Angaben der Evangelischen Kirche von Westfalen bereits seit 1984 in Deutschland und im europäischen Ausland eine zentrale und weithin geachtete Plattform für Dialog, Begegnung und Diskussion.