
Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz möchte den Fokus im Nachwuchssport auf die Leistungsorientierung legen. Beim Neujahrsempfang der CDU Baden-Württemberg in Künzelsau bei Heilbronn kündigte Merz für den Fall eines Wahlsieges an, die Kultusminister der Länder zu bitten, an allen Schulen wieder Bundesjugendspiele zu veranstalten.
Außerdem kritisierte der CDU-Politiker die Spielform „Funino“ im Nachwuchsfußball. Doch seine Kritik lässt entscheidende Fakten außer Acht.
Funino auch beim FC Barcelona
„Ich werde den Deutschen Fußballbund bitten, in der E- und F-Jugend wieder Fußballspiele stattfinden zu lassen, wo Tore geschossen werden dürfen“, sagte Merz beim Neujahrsempfang.
Dabei bezieht sich der Kanzlerkandidat auf die seit der Saison 2024/2025 vom Deutschen Fußballbund (DFB) eingeführte Spielform „Funino“ im Kinderfußball. Das Problem an den Aussagen von Friedrich Merz: Das Schießen von Toren ist durch das neue Format nie verboten worden. Ganz im Gegenteil.
Richtig ist, dass es für die Wettbewerbsangebote der G-, F- und E-Jugendlichen keinen klassischen Spieltag mit einem Match pro Team und auch keine Tabellen mehr gibt. So soll Abstand genommen werden vom klassischen Sieben-gegen-Sieben, hin zu mehr Ballkontakten, mehr Erfolgserlebnissen und vor allem mehr Spaß anstatt Leistungsdruck für die Kinder.
FC Barcelona nutzt die Spielform seit 20 Jahren
Das Konzept dahinter: Tore, Bälle, Teamgröße und Spielfeld passen sich der Entwicklung des Kindes an und beginnen entsprechend klein.
In der F-Jugend und bei den Bambinis sieht das folgendermaßen aus: Die Kinder spielen im Drei-gegen-Drei-Modus auf vier Tore. Es gibt keinen Schiedsrichter, keine festen Zuordnungen, also keine festen Positionen wie Torwart, Abwehr, Mittelfeld oder Sturm. Stattdessen spielen alle Kinder auf allen Positionen und nach jedem Tor oder spätestens alle zwei Minuten wird gewechselt. Tore dürfen nur aus einer bestimmten „Schusszone“ erzielt werden, die sich, ähnlich wie der Strafraum, vor jedem Tor befindet.
Die Idee des DFB ist dabei keinesfalls neu. Der FC Barcelona lässt in seiner legendären Jugendakademie „La Masia“ bereits seit über 20 Jahren die Talente mit der Funino-Spielform kicken.
Und auch in Deutschland hat sich Funino bereits bewährt. In Rheinland-Pfalz spielen die Kinder bereits seit der Saison 2019/20 in der neuen Spielform.
Bundesjugendspiele nie abgeschafft
Auch die Reform der Bundesjugendspiele war Zentrum der Merz-Kritik am Sport in Deutschland. Diese sollten an Schulen wieder eingeführt werden.
„Wenn die Bundesjugendspiele nur noch Teilnehmerurkunden ausstellen, dann kriegen wir demnächst auch auf Olympiaden nur noch Teilnehmerurkunden“, sagte Merz mit Blick auf das Abschneiden Deutschlands bei den Olympischen Spielen.
„Ich möchte nicht, dass Deutschland nur noch Teilnehmerurkunden bekommt.“ Er wolle, dass Deutschland wieder an der Spitze stehe. Am Ende der Spiele in Paris 2024 stand Deutschland auf Rang zehn im Medaillenspiegel.
Bei diesen Aussagen lässt Merz allerdings außer Acht, dass die Bundesjugendspiele nie abgeschafft wurden. Auch Siegerurkunden gibt es noch, ebenso wie Ehren- und Teilnahmeurkunden. Zwar gab es vor einiger Zeit eine Reform, wodurch die Spiele als Wettbewerb und nicht mehr Wettkampf bezeichnet werden. Geändert hat sich dadurch aber wenig.