
Der letzte Heimspieltag der Saison wurde für Westfalia Herne zu einem Abschied mit Wehmut: Direkt nach dem Heimspiel gegen den RSV Meinerzhagen am Sonntag (25. Mai) begann der Abriss der alten Tribüne im Stadion am Schloss Strünkede. Trotz intensiver Gespräche mit dem Verein konnte bislang keine alternative Lösung für eine Überdachung präsentiert werden.
Der Verlust der Tribüne schmerzt nicht nur den Verein, sondern auch viele Fans – wirtschaftlich wie emotional. Ohne überdachte Sitzplätze befürchten Vereinsverantwortliche sinkende Zuschauerzahlen, insbesondere in der kalten Jahreszeit. Doch es geht um mehr als Komfort: Die Tribüne ist für viele Anhänger ein Symbol vergangener Erfolge und persönlicher Erinnerungen.
Emotionaler Verlust: Fans trauern um historische Tribüne
So auch für Jörg Horstmann. Der 60-Jährige ist seit über fünf Jahrzehnten Westfalia-Fan und war immer da, wenn der Verein Unterstützung brauchte. Gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) äußert er sein Unverständnis über den geplanten Abriss: „Das ist ein Ort, an dem Geschichte geschrieben wurde. Etwas Vergleichbares gibt es nicht in der Stadt.“ Die Tribüne stammt aus den 1950er-Jahren – jener Zeit, als spätere Nationalspieler wie Helmut Benthaus, Alfred Pyka oder Hans Tilkowski das SCW-Trikot trugen und der Klub 1959 die Oberliga-Meisterschaft feiern konnte.
„Dass die Tribüne jetzt per Handstreich abgerissen wird, schmerzt“, so Horstmann weiter. „Da hätte eine Lösung gefunden werden müssen.“ Wie die WAZ berichtet, stand sogar der Kauf der Tribüne durch den Verein im Raum.

Seine erste Partie im Stadion erlebte Horstmann 1974 – ein 1:0-Sieg gegen den SuS Hüsten 09 in der damaligen Verbandsliga Westfalen. „Wir standen immer neben der Tribüne“, erinnert er sich. 1975 zog seine Familie nach Velbert-Langenberg, der regelmäßige Stadionbesuch endete zunächst – doch Horstmann kehrte zurück: erst sporadisch, seit 2003 dann wieder regelmäßig.
Aktuell hat Westfalia Herne den Klassenerhalt in der Westfalenliga geschafft – und auch das sorgt bei Horstmann für Erleichterung. „Ich war erleichtert“, sagt er der WAZ. Große Träume hegt er keine: „Die Nummer eins in Herne zu sein – ich habe keine Flausen wie die Regionalliga im Kopf.“
Zukunft ohne Tribüne: Wie es für SC Westfalia Herne weitergeht
Stattdessen hofft er auf Zusammenhalt im Verein. „Dass wir wieder enger zusammenrücken“, sei sein Wunsch. Erste positive Zeichen sieht er bereits. Vom neuen Trainer Mišel Zec erhofft sich Horstmann eine stabile Entwicklung: „Dass der Kader mal über einen längeren Zeitraum zusammenbleibt.“
Mit dem Abriss der alten Tribüne verliert Westfalia Herne ein Stück Identität. Was bleibt, sind Erinnerungen – und die Hoffnung, dass auf dem Platz, wie im Verein, eine neue Zukunft aufgebaut werden kann.