Später Schock für Belgien Frankreich steht nach 1:0 im Viertelfinale

Randal Kolo Muani bejubelt seinen Treffer.
Randal Kolo Muani bejubelt seinen Treffer. © picture alliance/dpa
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Natürlich schicken sie Randal Kolo Muani als ersten durch das Spalier, das der Staff da gebildet hat. Sie umarmen ihn, klatschen ihm auf den Kopf. Der Ex-Frankfurter wird gefeiert. Er ist der Matchwinner beim 1:0 (0:0) gegen Belgien. Denn sein Schuss landete über Jan Vertonghens Knie im Tor. Freude auf der einen Seite, Trauer auf der anderen. Im anderen Eck des Stadions verabschieden die belgischen Fans Kevin de Bruyne mit lauten Sprechchören. Die Enttäuschung und Frustration sind dem Kapitän deutlich ins Gesicht geschrieben.

Einfallslose Belgier

Der Frust war ihm schon während des Spiels anzusehen. Dem belgischen Kapitän gefiel das alles so ganz und gar nicht. Der Mittelfeld-Regisseur von Manchester City ist eben eine andere Art von Fußball gewohnt. Eine, in dem lange Ballbesitzphasen zum guten Ton gehören. Doch Belgien verfolgt unter Trainer Domenico Tedesco eben einen anderen Ansatz: Balleroberung und ab in die Tiefe.

Gegen Frankreich war das – wie eigentlich im gesamten Turnierverlauf – kaum von Erfolg gekrönt. Zu durchschaubar waren die Aktionen, zu vorhersehbar die Anspiele. Also stapfte de Bruyne nach 20 Minuten und einigen Chancen der Franzosen (Griezmann mit Links (10.), Mbappé drüber (15.), Thuram-Kopfball nach Griezmann-Ecke (18.)) gefrustet zur Seitenlinie, um das Gespräch mit seinem Coach zu suchen. Er gestikulierte wild, zeigte auf, woran es hakt. „Mehr Fußball“, so seine unmissverständliche Forderung.

Und schon mit etwas „mehr Fußball“ wurde es gleich besser. Leipzigs Lois Openda düpierte Dayot Upamecano, seine flache Hereingabe fand im heranstürmenden Yannic Carrasco einen Abnehmer. Theo Hernandez konnte gerade noch so blocken (27.). Kurz zuvor hatte de Bruyne Mike Maignan mit einem fiesen Freistoß zu einer etwas unorthodoxen aber erfolgreichen Fußabwehr gezwungen (24.).

Kevin de Bruyne diskutiert.
Kevin de Bruyne war sichtlich genervt von dem Auftritt seiner Mannschaft.© picture alliance/dpa

In Frankreich sind die Diskussionen um diesen hässlichen Minimalismus schon längst geführt. Man hat sich mit ihm abgefunden. So lange er erfolgreich ist. Und das war er die letzten Jahre nun mal. Etwas mehr Kreativität und Komplexität in den Offensivbemühungen als in der Gruppenphase, in der die Euqipe Tricolore nur ein einziges Tor (und das per Elfmeter) selbst geschossen hatte, durfte man dann aber schon erwarten. Gegen Belgien war immerhin eine deutliche Steigerung in diesem Bereich zu erkennen, es fehlte aber weiterhin an der letzten Genauigkeit. Aurelien Tchouameni scheiterte kurz vor und kurz nach der Pause jeweils knapp.

Belgien der Führung nah

Die Roten Teufel setzten hingegen schon längst wieder auf Konter, was gegen immer ungeduldigere und weiter aufgerückte Franzosen gar nicht mal so verkehrt war. De Bryune schickte Carrasco mit einem Steilpass auf die Reise, der zögerte allerdings zu lange mit dem Abschluss, sodass der grätschende Theo noch klären konnte (61.). Maignan war dann erst gegen Romelu Lukaku (70.) und und anschließend gegen de Bruyne zur Stelle (83.).

Belgien hatte die größeren Möglichkeiten – doch Frankreich machte das Tor. N‘Golo Kanté legte den Ball in den Strafraum auf den eingewechselten Randal Kolo Muani, der aus der Drehung abschloss. Jan Vertonghen lenkte den Ball unhaltbar für Koen Casteels ab (84.). Der Treffer wurde im Übrigen als Eigentor gewertet. Dieser französische Minimalismus ist eben auch äußerst effektiv.

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