
Nach dem Last-Minute-Sieg gegen Griechenland hat Bundestrainer Julian Nagelsmann die deutschen EM-Spieler noch am Freitagabend in ein freies Wochenende entlassen. „Job erfüllt“, lautete sein Resümee nach dem letzten Testspiel mit dem späten Siegtor von Pascal Groß. Erst am Montagmorgen müssen Kapitän Ilkay Gündogan und seine 25 Teamkollegen wieder ins Turnierquartier nach Herzogenaurach kommen. Dann beginnt in Franken mit einem öffentlichen Training vor 4000 Fans die finale Vorbereitung auf das EM-Eröffnungsspiel am kommenden Freitag in München gegen Schottland.
Neuer patzt gegen Griechenland böse
Kurz vor Turnierbeginn ist allerdings eine Diskussion über die Zuverlässigkeit von Torhüter Manuel Neuer entbrannt. „Es ist mir völlig wurscht, was in den Medien diskutiert wird. Das wurde auch schon vorher diskutiert und unzählige Male diskutiert“, sagte Nagelsmann am Freitagabend. Intern werde man den Fehler vor dem 0:1, als Neuer den Ball prallen ließ und Giorgos Masouras die Griechen in Führung bringen konnte, „nicht bewerten, nicht analysieren, noch daran herumdoktern“.
So kategorisch der Bundestrainer allerdings versuchte, das Thema abzuräumen: So leicht ist es dann doch nicht. Nagelsmann selbst zählte die jüngste Serie der Missgeschicke auf. Bei Real Madrid das Halbfinal-Aus in der Champions League verantwortet. Im Bundesliga-Finale bei der TSG Hoffenheim Platz zwei noch mit dem FC Bayern verspielt. Dann der zu lässige Chipball gegen die Ukraine beim DFB-Comeback am vergangenen Montag, der ohne Folgen blieb. Und nun der Abpraller gegen die Griechen.
DFB-Team startet gegen Schottland ins Turnier
Was ist da los bei Neuer? Ist es das Alter? Ist es eine Spätfolge der schweren Beinverletzung? Was, wenn die Serie bei der EM weitergeht? Beschleuniger der Debatte ist die Sonderlage, dass in Marc-Andre ter Stegen ein ebenbürtig kompetenter Torhüter bereitstünde. Dieser hatte zuletzt keinen Hehl daraus macht, bei aller Loyalität der Mannschaft gegenüber über die erneute Degradierung zur Nummer zwei beim Heimturnier nach 18 Monaten solidem Vertretungsdienst in Neuers Abwesenheit maximal enttäuscht zu sein. Nagelsmann aber hat eine Grundsatzentscheidung gefällt und wird diese auch für das EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland am kommenden Freitag nicht revidieren.
Neuer selbst reagierte auf sein Missgeschick im 119. Länderspiel sehr analytisch. „Grundsätzlich muss ich den Ball besser wegbringen, das steht fest für mich, das habe ich auch sofort gemerkt“, sagte er der ARD. EM-Zweifel? Sicher nicht. „Bei beiden Spielen finde ich, dass ich gute Leistungen gezeigt habe. Und so gehe ich auch in die Gruppenphase“, sagte der 38-Jährige nach seinem Comeback.
Von dpa