
Die schlechten Nachrichten kamen aus Posen und Rabat direkt auf das Handy von Hans Timmermann – aber der Vater und Organisator des Recklinghäuser Marktplatzspringens ist erfahren genug, um zu wissen: So bedauerlich die Absage von zwei Athleten auch ist, diese Veranstaltung hat immer noch seinen Reiz.
Neun Herren sind am Start
Vorjahressieger Valters Kreiss also musste Timmermann aus Polen eine WhatsApp schicken, die nichts Gutes verhieß. Der Olympia-Zwölfte von Paris – erst im Februar 2025 schraubte er im französischen Roubaix den lettischen Landesrekord auf 5,82 Meter – war wenige Tage vor dem Springen auf dem Recklinghäuser Altstadtmarkt am Freitag, 30. Mai, noch bei einem Meeting in Posen unterwegs, als er sich verletzte. „Das Ergebnis der MRT-Untersuchung steht noch aus. Doch wir wissen schon jetzt, dass es für einen Start von Valters bei uns nicht reichen wird“, berichtet Timmermann.
Und somit sind es nur noch neun Herren, die den traditionsreichen Wettbewerb in der Innenstadt in Angriff nehmen. Dass der Marktplatz wieder voller Zuschauer ist, die sich auch an einer Tombola beteiligen können, ist längst Gesetz. Und im Idealfall fällt am Abend dann auch der Marktplatzrekord, den seit inzwischen 13 Jahren Björn Otto (Olympia-Silbermedaillengewinner in London 2012) mit 5,83 m hält. Sollte diese Marke geknackt werden, lockt dem Gewinner auch noch ein Kilobarren Silber. Selbstredend sollen die Frauen da nicht leer ausgehen. Wer in diesem Wettbewerb 4,70 Meter schafft und damit den Rekord von Martina Strutz aus 2013 verbessert, darf sich ebenfalls über ein zusätzliches Silbergeschenk freuen.
Emily Grove muss passen
Apropos Frauen: Diese starten mit dem Springen um 14:30 Uhr – und auch hier ereilte Hans Timmermann kurzfristig noch eine Hiobsbotschaft. Denn mit Emily Grove hatte eine Athletin gemeldet, die sich durchaus Siegchancen ausrechnen durfte. Doch die routinierte US-Amerikanerin, vor wenigen Tagen 32 Jahre alt geworden, wird ihre jüngsten Auftritte in Vorderasien und Afrika nicht nur in guter Erinnerung behalten. In Doha lief zunächst bei gefühlten 50 Grad noch alles glatt, nach dem Springen in Rabat ist an Recklinghausen aber nun nicht mehr zu denken: Oberschenkelzerrung.

Ist damit der Weg nun frei für die Belgierin Elien Vekemans? Oder was ist mit der Norwegerin Kitty Faye, die am Mittwoch (28. Mai) als erste in der Festspielstadt ankam? Das Rennen der nunmehr noch sieben Starterinnen scheint jedenfalls offen.
Ein deutscher Starter
Was auch bei den Herren möglich erscheint. Mit Austin Miller (USA), der zwei Tage nach dem Springen seinen 31. Geburtstag feiert, dürfte auf jeden Fall zu rechnen sein. Unter anderem reist er mit der Empfehlung der Bronzemedaille bei den nationalen Hallenmeisterschaften 2024 an. Härtester Konkurrent im Feld der neun Springer ist wohl sein Landsmann Matt Ludwig. Ein deutscher Starter ist mit Constantin Rutsch (LG Olympia Dortmund) ebenfalls dabei. Und trotz der Absagen ist sich auch Hans Timmermann sicher: „Das Feld hat auch in diesem Jahr eine sehr gute Qualität.“
Freitag, 30. Mai, Altstadtmarkt
Frauen-Wettbewerb ab 14:30 Uhr, anschließend starten die Herren.