Schütze und Vater nach US-Amoklauf vor Gericht Waffe war offenbar Weihnachtsgeschenk

Der Vater (l) eines Jugendlichen mutmaßlichen Schützen sitzt im Gerichtsgebäude von Barrow County.
Nach dem tödlichen Schusswaffenangriff an einer Schule im US-Bundesstaat Georgia sind der 14 Jahre alte mutmaßliche Schütze und dessen Vater einem Richter vorgeführt worden. Der Jugendliche erschien in grüner Gefängniskleidung mit Hand- und Fußfesseln in dem Gerichtssaal in der Stadt Winder. © Brynn Anderson/POOL AP/AP/dpa
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Nach dem tödlichen Schusswaffenangriff an einer Schule im US-Bundesstaat Georgia sind der 14 Jahre alte mutmaßliche Schütze und dessen Vater einem Richter vorgeführt worden. Der Jugendliche erschien in grüner Gefängniskleidung mit Hand- und Fußfesseln in dem Gerichtssaal in der Stadt Winder.

Ihm wird unter anderem vierfacher Mord vorgeworfen. Der Richter sagte zunächst, dass seine Verbrechen auch mit dem Tod bestraft werden könnten, korrigierte diese Aussage aber kurze Zeit später. Die Todesstrafe ist in den USA nach einer Entscheidung des Obersten US-Gerichts aus dem Jahr 2005 bei Minderjährigen nicht zulässig.

Vater soll Sohn die Waffe beschafft haben

Kurze Zeit später wurde der Vater dem Richter vorgeführt – er wirkte aufgelöst und saß unruhig in seinem Stuhl. Ihm wird unter anderem Mord zweiten Grades vorgeworfen – eine Zwischenstufe zwischen Mord und Totschlag. Es ist unklar, ob dieser Vorwurf Bestand haben wird.

Außerdem wird dem 54-Jährigen fahrlässige Tötung zur Last gelegt. Auch ihm droht lebenslange Haft. Die Ermittler werfen dem Vater des Schützen vor, seinem Sohn die Tatwaffe beschafft zu haben, obwohl er gewusst habe, dass dieser eine Bedrohung für sich selbst und andere darstelle.

Hinweise auf Tat

Der Jugendliche hatte am Mittwoch an einer Schule in der Stadt Winder nahe Atlanta das Feuer eröffnet. Unter den Todesopfern sind laut Polizei zwei 14 Jahre alte Schüler und zwei Lehrkräfte. Neun weitere Menschen wurden bei der Attacke verletzt.

Der Jugendliche ist für die Polizei kein Unbekannter. Laut Bundespolizei FBI gab es bereits im vergangenen Jahr mehrere anonyme Hinweise auf einen möglichen Angriff.

Medienbericht: Waffe war offenbar ein Weihnachtsgeschenk des Vaters

Der US-Fernsehsender CNN berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, der Vater des Jungen habe den Ermittlern selbst gesagt, dass er seinem Sohn die Waffe – ein Sturmgewehr vom Typ AR-15 – im vergangenen Dezember zu Weihnachten geschenkt habe.

Den Ermittlern zufolge handelt es sich bei dem Schützen um einen Jugendlichen, der selbst an der Apalachee High School zur Schule ging. Ein Schulpolizist habe den 14-Jährigen gestellt. Der Teenager habe wohl befürchtet, dass es zu einem Schusswechsel kommen könnte, sich auf den Boden gelegt und aufgegeben. Zu einem möglichen Motiv machte die Polizei bislang keine Angaben.

Erst kürzlich wurden Eltern eines Todesschützen ebenfalls verurteilt

Die Vorwürfe gegen den Vater des Schützen erinnern an einen anderen Fall aus der jüngeren Vergangenheit. Im April waren in den USA erstmals Eltern eines Teenagers, der an einer Schule ein Massaker angerichtet hatte, wegen fahrlässiger Tötung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Es ging um den Fall eines Jugendlichen, der 2021 vier Schüler an einer Schule im US-Bundesstaat Michigan erschossen hatte. Gegen seine Mutter und seinen Vater erging eine Haftstrafe von jeweils 10 bis 15 Jahren.

Es war das erste Mal, dass in den USA Eltern eines Todesschützen aufgrund persönlicher Verantwortung für solch ein Verbrechen verurteilt wurden. Die Tatwaffe war ein Geschenk der Eltern an ihren damals 15 Jahre alten Sohn, mit der er kurz darauf die Morde beging.

Waffengewalt erschüttert USA immer wieder

In den USA gehören tödliche Schüsse zum Alltag. Schusswaffen sind in den USA leicht erhältlich und im großen Stil im Umlauf. Größere Attacken dieser Art, etwa an Schulen, in Supermärkten, in Nachtclubs oder bei großen Veranstaltungen, führen regelmäßig zu Diskussionen über eine Verschärfung des Waffenrechts – bislang ohne jeden Erfolg. Eine substanzielle Verschärfung der Waffengesetze in den USA wird seit Jahren von Republikanern verhindert.

Der demokratische Präsident Joe Biden forderte einmal mehr ein Verbot von Sturmgewehren und strengere Vorschriften zur Lagerung von Waffen. Er selbst sei ein Waffenbesitzer und sei für das Recht auf Waffenbesitz, sagte der 81-Jährige bei einem Auftritt im Bundesstaat Wisconsin. Doch das Land brauche strengere Gesetze. Niemand brauche Sturmgewehre für den privaten Gebrauch, und Erwachsene müssten ihre Waffen sicher verwahren, ohne dass ihre Kinder darauf Zugriff hätten.

Schusswaffenverletzungen waren 2020 erstmals Todesursache Nummer eins für Kinder und Jugendliche in den USA gewesen, noch vor Verkehrsunfällen.

dpa

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