Ausblick aufs Kinojahr 2025 Der „Avatar“-Trip ist schon fest geplant

Jake Sully und Neytiri in einer Szene des Films „Avatar 2: The Way Of Water“
Lang ersehnt wird es 2025 endlich Wirklichkeit: Avatar 5 kommt in die Kinos. © picture alliance/dpa/20th Century Studios
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Wer, bitte, hat den nächsten „Avatar“-Film zu seinem persönlichen Kino­-Highlight 2025 erkoren? Dann bitte noch ein ganz klein wenig gedulden: Der dritte Ausflug auf den Planeten Pandora ist erst für den 17. Dezember annonciert.

Auf ein paar Monate mehr oder weniger kommt es aber gar nicht mehr an: Ursprünglich wollte Regisseur James Cameron „Fire and Ash“ bereits 2015 auf die Leinwand bringen. Es kamen dann einige Verzögerungen dazwischen, zum Beispiel Corona und der Schauspiel­streik in Hollywood.

Sollte Cameron bei seinem jetzigen Fahrplan bleiben, ist er bei der Umsetzung immer noch deutlich schneller als zum Beispiel die Deutsche Bahn mit Stuttgart 21. Und was wäre das Kino ohne seine Megalomanen, die unbeirrt über die Jahr(zehnt)e an ihren Herzens­projekten festhalten?

Der Kanadier Cameron tüftelt seit seinem ersten „Avatar“-Film 2009 an immer neuen (digitalen) Überwältigungs­techniken und muss sich dabei vor allem selbst überbieten. Cameron hat dem Kino mit seinen Science-Fiction-Werken über die umwelt­bewegten Na’vi und die ausbeuterischen Kolonisatoren vom Planeten Erde vermutlich einen größeren Energie­schub verpasst als alle Comic­-Superhelden der vergangenen Jahre zusammen. Wenn das schon so oft totgesagte Kino eine Zukunft hat, dann wegen Kino­verrückten wie ihm.

US-Hollywood-Star Brad Pitt und Damson Idris, Schauspieler aus Großbritannien, gehen bei den Dreharbeiten für einen neuen Formel-1-Film durchs Fahrerlager.
Der Film „F1“ mit Brad Pitt und Damson Idris (r.) kommt im Juni 2025 in die Kinos.© picture alliance/dpa/Press Association

Selbst­verständlich erweitert Hollywood 2025 sein Superhelden­angebot, etwa mit einer neuen „Superman“-Version (10. Juli) und dem vierten Teil von „Captain America: Brave New World“ (13. Februar). Wer all die Serien­nummern hinter den Filmen durchzählt, riskiert, dass ihm dabei die Augen zufallen. Hollywood muss sich drastischen Veränderungen stellen, nur ein Stichwort: KI. Und doch macht das US-Kino vielfach weiter, als würde sich die Welt nicht drehen.

Das heißt, bei einem genauso hartnäckigen wie umstrittenen Regisseur zählt man die Filme doch beeindruckt mit: Tom Cruise startet mit „Dead Reckoning Part 2“ (22. Mai) seine achte „Mission Impossible“. Den draufgängerischen Agenten Ethan Hunt verkörpert er seit bald drei Jahrzehnten. Cruise ist der Mann, über den Steven Spielberg nach der Corona-Pandemie sagte: „Du hast Hollywood den Arsch gerettet.“ Da hatte Cruise gerade mit seiner „Top Gun“-Fortsetzung abgehoben.

Trotzdem ist die Freude groß über jeden Blockbuster, der als Solitär daher­kommt: Brad Pitt spielt in „F 1“ (26. Juni) einen gealterten Rennfahrer, der wieder im Cockpit Platz nimmt, um das Feld gewissermaßen von hinten aufzurollen.

Viele Oscaranwärter im Januar

Spannende Filme gibt es vor allem außerhalb der Popcorn­klasse. Das gilt etwa für „Rhe Brutalist“ (30. Januar), die Geschichte eines ungarischen-jüdischen Bauhaus-Architekten, gespielt von Adrien Brody, der nach dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika auswandert. Das rund dreieinhalb­stündige Drama dürfte zu jenen Werken zählen, die uns bei der großen Oscar­sause am 2. März wieder­begegnen.

Auch der „Im Westen nichts Neues“-Oscar­sieger Edward Berger darf für „Konklave“ schon mal seinen Smoking bürsten. Der bereits im Kino gestartete Thriller über eine fiktive Papstwahl mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle wird in den Hollywood­Rankings weit oben geführt.

Bislang fehlt ein alle anderen überragender Oscar­favorit. Die finalen Nominierungen werden am 17. Januar bekannt gegeben. Am 5. Januar schmeißt erst mal die überschätzte Golden-Globes-Community ihre Champagner­party. Die Preisgala rund um die Weltkugel rühmt sich als Oscar­barometer. Dabei stehen gerade einmal 300 Wähler und Wählerinnen der Auslands­presse gegen mehr als 10.000 Mitglieder der Oscar Academy.

Spannend dürfte es bei den Oscars besonders bei den Frauen einer gewissen Altersklasse werden. Pamela Anderson meldet sich mit „The Last Showgirl“ (20. März) zurück, Angelina Jolie spielt Maria Callas („Maria“, 6. Februar) und Nicole Kidman beginnt als CEO in „Babygirl“ (30. Januar) eine gewagte Affäre mit einem halb so alten Praktikanten. Und dann ist da noch Tilda Swinton im schon angelaufenen Drama „The Room Next Door“ als Todgeweihte.

Schauspielerin Nicole Kidman posiert für Fotografen bei ihrer Ankunft zur Premiere des Films «Babygirl» während der 81. Ausgabe der Filmfestspiele von Venedig.
Schauspielerin Nicole Kidman spielt im Film „Babygirl“ die Hauptrolle.© picture alliance/dpa/Invision/AP

Man darf gespannt sein, wie das den Demokraten zugeneigte Hollywood den Sieg von Donald Trump verdaut hat – und ob dieser wieder zuschaut und fleißig in den sozialen Medien seine Verachtung über die Stars versprüht. Wird die Filmbranche öffentlich ihre Wunden lecken?

Könnte gut sein, dass auch das deutsche Kino im kommenden Jahr überdurchschnittlich punktet. Die Berlinale vom 13. bis 23. Februar gibt einen kleinen Vorgeschmack darauf. Eröffnet wird mit Tom Tykwer. Auf der Pole-Position kennt er sich bestens aus: Schon mit „Heaven“ (2002) und „The International“ (2009) war ihm dieser Ehrenplatz zugedacht.

Der Serien­marathon mit „Babylon Berlin“ hat Tykwer nicht abhalten können, zwischendurch das Familien­drama „Das Licht“ (Kinostart: 20. März) zu drehen. Darin bringt eine syrische Haushälterin – manchmal orientiert sich die Weltgeschichte doch am Kino! – die großen gesellschaftlichen Fragen auf den Frühstücks­tisch. Lars Eidinger und Nicolette Krebitz führen das Ensemble an, ebenfalls zwei Berlinale-Veteranen.

Weitere Filme mit Berlinale-Potenzial: İlker Çatak („Das Lehrerzimmer“) legt 2025 mit dem türkeikritischen Drama „Die gelben Briefe“ seinen nächsten Kinostreich vor. Dann ist da die Max-Frisch-Verfilmung „Stiller“ (9. Oktober) mit Paula Beer und Albrecht Schuch. Regisseur Wolfgang Becker hatte mit „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ ein ost-westdeutsches Schelmen­stück abgedreht, bevor er im Dezember im Alter von 70 Jahren starb. Fatih Akin werkelt wohl noch ein wenig an „Amrum“, Hark Bohms Erinnerungen rund um das Ende des Zweiten Weltkriegs auf der Nordsee­insel.

Apropos Berlinale: Die neue Chefin Tricia Tuttle, ein Import vom Londoner Filmfestival, will dem kriselnden Festival bei der nunmehr 75. Auflage unter schwierigen Umständen – Spielstätten­mangel, Sponsoren­abgänge, Etat­knappheit – neuen Glanz verleihen. Tuttle hat hoffentlich die richtigen Telefon­nummern in ihrem Handy gespeichert, um Hollywood­prominenz zurück­zuholen. Über die Bären-Jury präsidiert US-Regisseur Todd Haynes.

Wie wäre es in Berlin zum Beispiel mit einem Special Screening von „Like A Complete Unknown“ (Kinostart: 27. Februar) mit Publikums­liebling Timothée Chalamet in der Rolle als Bob Dylan, noch so ein potenzieller Oscar­kandidat?

Elle Fanning, von links, Boyd Holbrook und Monica Barbaro posieren mit den Preisträgern Timothee Chalamet und James Mangold mit ihren visionären Auszeichnungen für
Elle Fanning (l.) und Timothee Chalamet (2.v.r.) spielen die Hauptrollen in der Musikbiografie „A Complete Unknown“.© picture alliance/dpa/Invision via AP

Musiker­biografien stehen 2025 hoch im Kurs. Antoine Fuqua, bekannt als Thriller­regisseur („Training Day“), nimmt sich des King of Pop an und bringt „Michael“ (2. Oktober) über Michael Jackson auf die Leinwand.

Der Film ist gewissermaßen Familiensache. In der Hauptrolle: Jaafar Jackson, Michael Jacksons Neffe.

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