Bis zu 24 Stunden Wartezeit Queen-Abschied: König Charles III. und Prinz William überraschen Wartende

Menschen stehen in London Schlange, um der verstorbenen Königin Elizabeth II. die letzte Ehre zu erweisen.
Eine riesige Menschenmasse wartet in einer Schlange, um sich am Sarg der Queen zu verabschieden – mindestens 24 Stunden müssen die Anreisenden warten. © Aaron Chown/PA Wire/dpa
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König Charles III. und sein Sohn Prinz William haben die Wartenden in der kilometerlangen Schlange zum Sarg von Queen Elizabeth II. am Themse-Ufer in London mit einem Besuch überrascht. Tausende Trauernde harrten dort auch am Samstag stundenlang aus, um der Königin die Ehre zu erweisen – viele davon über Nacht.

Die Behörden schätzten die Wartezeit am Samstagmittag auf rund 14 Stunden. Zuvor waren sogar Wartezeiten von mehr als 24 Stunden gemeldet worden.


Die Menge begrüßte Charles (73) und William (40) mit Applaus, Jubel und „God save the King“-Rufen. „Ich hoffe, Sie sind nicht allzu durchgefroren“, sagte der neue König der BBC zufolge zu einer Frau in der Schlange. Die Temperaturen hatten in der Nacht in London einstellige Werte erreicht. Die BBC erwähnte „The Queue“ am Samstagmorgen in ihrem Wetterbericht als eigenen Standort mit sieben Grad Celsius.

Rettungskräfte haben Trauernde in der Warteschlange vor niedrigen Temperaturen gewarnt. In der vergangenen Nacht hätten Sanitäter drei Menschen wegen der Kälte behandeln müssen, eine Person sei in eine Klinik gekommen, sagte ein Sprecher des London Ambulance Service (LAS) am Samstag der BBC. Die Temperaturen waren auf 5 Grad Celsius gesunken. Bis zum Freitagabend habe der LAS insgesamt 710 Wartende medizinisch betreut. 82 Menschen wurden in Krankenhäuser gebracht, davon allein 39 am Freitag. Oft handelte es sich um Kopfverletzungen nach Kreislaufzusammenbrüchen.

„God save the King“

Bereits am Vortag hatten die Sicherheitskräfte den Zugang zur „Queue“, die bereits als gesellschaftliches Großereignis gilt, für sieben Stunden ausgesetzt. Daraufhin bildete sich eine inoffizielle Warteschlange für die Warteschlange.

Totenwache der Enkel

Der geschlossene Sarg der Queen ist noch bis zum Montagmorgen in der Westminster Hall des britischen Parlaments aufgebahrt, bevor dann das Staatsbegräbnis für die Königin, die 70 Jahre lang auf dem Thron saß, ansteht. Ihre acht Enkel – einschließlich der Prinzen William und Harry – halten am Samstagabend eine 15-minütige Totenwache.

Am Freitagabend hatten König Charles III. und seine Geschwister – ebenfalls für eine Viertelstunde – die Totenwache am Sarg übernommen. König Charles III. (73), Prinzessin Anne (72), Prinz Andrew (62) und Prinz Edward (58) positionierten sich am Abend – allesamt in Uniform – um den Sarg herum, legten die Hände ineinander und senkten den Blick.

Die Totenwache war Berichten zufolge die einzige Gelegenheit während der Feierlichkeiten, bei der Prinz Andrew eine Uniform tragen durfte. Die Queen hatte ihrem zweitältesten Sohn Anfang des Jahres wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein die militärischen Dienstgrade aberkannt. Bei allen anderen Zeremonien war er in Zivil gekleidet.

Der zum Thronfolger aufgerückte Prinz William sollte bei der Totenwache vor Kopf stehen und Prinz Harry am Fuß, wie die britische Nachrichtenagentur PA von Palast-Quellen erfahren hatte. Ausnahmsweise darf auch Harry zu dem Anlass eine militärische Uniform tragen. Obwohl der 38-Jährige in Afghanistan gedient hat, bleibt ihm dies wegen seines Rückzugs aus dem Königshaus mittlerweile sonst eigentlich verwehrt.

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Neue Regeln für Prinz Harry

Harry musste seine militärischen Titel danach niederlegen, bei den bisherigen Trauerzeremonien trug auch er zivile Kleidung. Nach Kritik daran, dass für Andrew eine Ausnahme gemacht wurde, änderten sich jedoch auch für Harry die Regeln. Dieser lebt mit seiner Frau Meghan und den Kindern Archie und Lilibet inzwischen in den USA.

Die übrigen Enkelinnen und Enkel der Queen würden bei der Totenwache formelle schwarze Anzüge beziehungsweise Kleider tragen, hieß es. An Williams Seite sollten die Kinder von Queen-Tochter Prinzessin Anne, Zara Tindall und Peter Phillips, stehen. Die Töchter von Prinz Andrew, die Prinzessinnen Beatrice und Eugenie, flankieren Harry. Auf Höhe der Sarg-Mitte positionierten sich die jüngsten Queen-Enkel, Lady Louise und Viscount Severn, die Kinder von Prinz Edward. Die Enkel seien sehr darauf bedacht, der toten Königin ihre Aufwartung zu machen, hieß es.

Prozession am Buckingham-Palast vorbei

Nach einem Gottesdienst in der Westminster Abbey wird der Sarg in einer Prozession zum Wellington Arch gebracht, die Route führt über die Prachtstraße The Mall und am Buckingham-Palast vorbei. Eine solche Zeremonie habe es in Großbritannien seit dem Tod von Winston Churchill 1965 nicht mehr gegeben, berichtete die BBC.

Unter den Gästen ist auch der japanische Kaiser Naruhito auf seiner ersten Auslandsreise seit der Thronbesteigung 2019. Seine Teilnahme gilt als besondere Ehre, da japanische Monarchen eigentlich nie an Beerdigungen teilnehmen.

Die eigentliche Beisetzung findet nicht in London, sondern im westlich gelegenen Windsor statt. In der Nacht zum Samstag probten dort etliche Soldaten für die Zeremonie. Der Sarg wird mit einem Leichenwagen nach Windsor gebracht. Ihre letzte Ruhestätte soll die Queen am Montagabend bei einer privaten Beisetzung in der St George’s Chapel auf Schloss Windsor erhalten – an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Ehemannes Prinz Philip.

Zwischenfall am Sarg

Gestern war es am Sarg zu einem Zwischenfall gekommen. Ein Mann wurde festgenommen, der laut Zeugenaussagen in Richtung des Sargs rannte. Eine Zeugin sagte dem Sender Sky News, jemand habe ihre siebenjährige Nichte aus dem Weg geschubst, sei zum Sarg gelaufen und habe versucht, die über dem Sarg liegende royale Standarte hochzuheben. Die Polizei habe ihn „innerhalb von zwei Sekunden“ ergriffen. Die Live-Übertragung im Fernsehen wurde zum betreffenden Zeitpunkt ausgesetzt und stattdessen eine Ansicht von außerhalb des Parlaments gezeigt. Die Metropolitan Police teilte laut britischer Nachrichtenagentur PA mit, der Mann sei wegen eines Verstoßes gegen das Gesetz über die öffentliche Ordnung verhaftet worden.

dpa

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