VW will laut Betriebsrat mindestens drei Werke schließen SPD-Fraktionsvize warnt vor Job-Abbau

Verena Hubertz (SPD) nimmt an der Aussprache nach der Regierungserklärung von Kanzler Scholz im Bundestag zum EU-Rat teil. (Archivbild)
SPD-Fraktionsvize Verena Hubertz warnt vor einem Job-Abbau bei VW (Archivbild) © Rabea Gruber/dpa
Lesezeit

Update 28.10., 14.10 Uhr: SPD-Bundestagsfraktionsvize Verena Hubertz hat VW vor einem Job-Abbau gewarnt. „Wenn falsche Management-Entscheidungen getroffen werden, darf das nicht dazu führen, dass die Beschäftigten dafür hinhalten müssen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Gerade jetzt muss die Sozialpartnerschaft bei VW ihre Wirkung zeigen. Ich erwarte mir von der Unternehmensführung, ihrer Verantwortung für die Beschäftigten in dieser Ausnahmelage gerecht zu werden.“

Hubertz sagte mit Blick auf die Konjunkturkrise in Deutschland und den anstehenden „Industriegipfel“, Kanzler Olaf Scholz (SPD) mache die wirtschaftliche Entwicklung richtigerweise zur Chefsache und führe am Dienstag vertrauliche Gespräche mit der Wirtschaft und Gewerkschaften. „Es geht uns darum, Arbeitsplätze zu sichern und dafür zu sorgen, dass Zukunftsinvestitionen in Deutschland stattfinden. Das sollte auch Ansinnen aller in dieser Koalition sein. Das geht mit einem effektiven Senken des Strompreises durch niedrigere Netzentgelte, Impulsen für Wachstum und weniger Bürokratie. Auch gezielte Maßnahmen für die Elektromobilität sind wichtige Signale.“

VW rechtfertigt Sparkurs

Nach den jüngsten Mitteilungen des VW-Betriebsrats zu mögliche Werksschließungen und Stellenabbau hat der Konzern seine Sparpläne erneut verteidigt, nennt aber weiter keine Details zu konkreten Maßnahmen. „Fakt ist: Die Lage ist ernst und die Verantwortung der Verhandlungspartner ist enorm“, sagte Personalvorstand Gunnar Kilian laut Mitteilung. „Ohne umfassende Maßnahmen zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit werden wir uns wesentliche Zukunftsinvestitionen nicht leisten können.“

Konkrete Angaben zu den zuvor von Betriebsratschefin Daniela Cavallo genannten Plänen zu Werkschließungen, Lohnkürzungen und Stellenabbau machte Kilian nicht. „Wir halten an dem mit der Mitbestimmung vereinbarten Grundsatz fest, die Diskussion um die Zukunft der Volkswagen AG zuerst intern mit unseren Verhandlungspartnern zu führen“, sagte er. Für die am Mittwoch anstehende Tarifrunde kündigte der Konzern „konkrete Vorschläge zur Senkung der Arbeitskosten“ an.

Markenchef Thomas Schäfer begründete den Schritt mit den hohen Kosten an den deutschen Standorten. „So wie bisher können wir nicht weitermachen“, so Schäfer laut Mitteilung. „Wir sind an den deutschen Standorten nicht produktiv genug und liegen aktuell bei den Fabrikkosten 25 bis 50 Prozent über dem, was wir uns vorgenommen haben. Damit sind einzelne deutsche Werke doppelt so teuer wie der Wettbewerb.“ Ziel bleibe, die Umsatzrendite bis 2026 auf 6,5 Prozent zu steigern. Nur so ließen sich die notwendigen Investitionen in die Zukunft finanzieren.

Zehntausende Arbeitsplätze sollen wegfallen

Erstmeldung 28.10., 11.20 Uhr: Volkswagen will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mehrere Werke schließen und zehntausende Arbeitsplätze abbauen. „Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen“, sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. Alle verbleibenden Standorte sollten zudem schrumpfen, fügte sie hinzu. Über diese Pläne habe der Konzern nun die Arbeitnehmerseite informiert.

Als besonders gefährdet gilt laut Betriebsrat das Werk in Osnabrück, das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hatte. Zudem plane der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen, sagte Cavallo. Laut Betriebsrat droht der Verlust von zehntausenden Arbeitsplätzen. Ganze Abteilungen sollten geschlossen oder ins Ausland verlagert werden.

Betriebsrat: Kein Werk ist sicher

„Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher!“, sagte Cavallo. Nähere Angaben macht sie nicht. VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins in Hessen. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich.

Am Mittwoch kommen Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen. Bereits in der ersten Runde im September hatte VW die Forderungen der IG Metall nach sieben Prozent Erhöhung zurückgewiesen und stattdessen auf Einsparungen gedrängt. Nähere Angaben hatte VW dazu bisher nicht gemacht. Laut Cavallo fordert VW nun zehn Prozent Lohnkürzung sowie Nullrunden in den kommenden beiden Jahren. Darüber hatte zuvor das „Handelsblatt“ berichtet. VW hatte Anfang September angekündigt, Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger auszuschließen.

IG Metall kritisiert VW-Pläne

Die IG Metall will die Pläne von VW zu Werksschließungen und Stellenabbau nicht hinnehmen. „Diese Rabiatpläne des Vorstandes sind in keiner Weise hinnehmbar und ein Bruch mit allem, was wir in den letzten Jahrzehnten im Unternehmen erlebt haben“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. Laut Konzernbetriebsrat plant der Konzern die Schließung von mindestens drei Standorten in Deutschland und den Abbau zehntausender Arbeitsplätze.

„Das ist ein tiefer Stich in das Herz der hart arbeitenden VW-Belegschaft!“, sagte Gröger. „Wir erwarten, dass statt Kahlschlagfantasien von Volkswagen und seinem Vorstand am Verhandlungstisch tragfähige Zukunftskonzepte skizziert werden, dort, wo von Arbeitgeberseite bislang wenig mehr als Floskeln präsentiert wurde.“ Am Mittwoch kommen VW und Gewerkschaft in Wolfsburg zu ihrer zweiten Tarifrunde zusammen. Laut Cavallo fordert VW eine pauschale Kürzung des Haustarifs um zehn Prozent und Nullrunden in den kommenden beiden Jahren.

dpa

Mehr Jobs

Sie sind bereits registriert?
Hier einloggen