
Gewonnen haben alle – das beschwören nicht nur die Parteivertreter vor den Fernsehkameras gebetsmühlenartig, sondern auch die Parteien in Waltrop.
Jubel bei der SPD, deren Mitglieder sich am Abend in der Awo versammeln, als die ersten Prognosen im ZDF verkünden, dass ihr Kandidat Olaf Scholz vorne liegt. Von Opposition – wie nach dem Urnengang 2017 – will bei den Genossen keiner mehr etwas wissen. „Wir haben mit Scholz an der Spitze im letzten halben Jahr zehn Prozentpunkte gut gemacht“, sagt Ratsfraktionschef Detlev Dick. „Jetzt wollen wir auch regieren“, betont er. Und Klaus Beie pflichtet ihm bei: „Lindner und die FDP müssen über ihren Schatten springen“. Nur eines gehe nicht: ein „Weiter-so“ mit der Union.
Schwabe bedauert, dass Rot-Grün-Rot nicht funktioniert
Die Tatsache, dass Rot-Grün-Rot nicht funktioniert, bedauert Direktkandidat Frank Schwabe sehr. „Wir hätten mit der Linken einen echten Wechsel für Sozialpolitik und Klimaschutz schaffen können“, meint er. Jetzt müsse sich eben Herr Lindner bewegen. „Ich hoffe nur, dass die Regierungsbildung in Berlin nicht so lange dauert, dass Frau Merkel noch die Neujahrsansprache halten muss.“
Breilmann zittert um seinen Parlamentseinzug
Etwas gedrückt ist die Stimmung bei der CDU im Hotel Kranefoer schon – immerhin hat die bisherige Kanzlerinnenpartei mächtig an Stimmen eingebüßt. Dennoch gibt der Waltroper Parteichef Ludger Finke die Hoffnung nicht auf, dass Armin Laschet eine Jamaika-Koalition schmieden kann. „Dazu ist Laschet auch fähig, wenn er am Ende ein Prozent weniger bekommt als Scholz“, findet er. Wichtig ist den Waltroper Christdemokraten aber auch, dass ihr Kandidat Michael Breilmann den Sprung nach Berlin schafft. „Ich stehe auf Platz 16 der Liste, das kann noch klappen“, hofft er.
Grüne können Stimmenanteil im Vergleich zu 2017 verdoppeln
Feierstimmung bei den Grünen: „Wir haben unseren Stimmenanteil gegenüber 2017 in etwa verdoppelt, das ist doch ein Grund zum Jubeln“, erklärt Parteisprecherin Beate Stach. Und ihr Kollege Michael Kampmann meint: „Mich hat die Zustimmung vieler älterer Mitbürger im Wahlkampf erstaunt. Da gibt es einen Stimmungsumschwung für mehr Klimaschutz“ – und das mache Mut für die Zukunft, so Kampmann.
Laschet oder Scholz? Das ist Mußhoff egal
Hochzufrieden zeigt sich auch Heinz Josef Mußhoff von der FDP: Besser nicht regieren, als schlecht regieren? „Nein“, sagt Mußhoff, „die Liberalen werden sich diesmal nicht ihrer Verantwortung entziehen.“ Und wen würde er als Kanzler vorziehen? Laschet oder Scholz? „In NRW haben wir mit der CDU gute Erfahrungen gemacht“, sagt er. „Aber die Hauptsache ist, dass liberale Forderungen wie Steuersenkungen für den Mittelstand oder die Digitalisierung in den Koalitionsvertrag einfließen.“ Er setzt auf das Gespür von Parteichef Christian Lindner.
AfD holt in Waltroper Wahlbezirken bis zu 15 Prozent
Kein Verständnis zeigen die Waltroper Ratsparteien über den großen Erfolg der AfD in zahlreichen örtlichen Wahlbezirken. Bis zu 15 Prozent hat dort eine Partei geholt, die praktisch gar nicht in Waltrop aufgetreten ist. „Das muss uns schon nachdenklich machen“, sagt etwa CDU-Chef Ludger Finke. Schließlich steht in NRW schon im Mai 2022 die nächste Wahl