
Nein, bisher habe noch niemand, der ursprünglich auf dem Hof Niermann seine Hochzeit feiern wollte, sich bei ihm als Alternativ-Lösung gemeldet. Das sagt Andy Schickling, mit seiner Frau Lea Betreiber des Majestic-Theaters an der Riphausstraße. „Aber gut möglich, dass das noch kommt. Die Betroffenen haben vielleicht jetzt erstmal andere Prioritäten.“ Tatsache ist: Schicklings stünden bereit, Hochzeiten auszurichten, deren Termine bei Niermann geplatzt sind – und zwar, wenn gewünscht, als Rundum-sorglos-Paket: „Vom Flying Büffet, einem hervorragenden Vier-Gänge-Menü oder einer Cocktailbar über den passenden Musiker, den unterhaltsamen Künstler und den aufmerksamen Fotografen bis hin zur Suche der passenden Location und einer wunderschönen Dekoration“, heißt es auf der Internet-Seite.
Klar ist, erst recht nach der Niermann-Erfahrung: Je mehr der Kunde in die Hände eines einzelnen Unternehmens legt, desto mehr Vertrauen braucht es. Schicklings sagen, Verträge unterzeichneten vonseiten des „Majestic“ grundsätzlich nur sie selbst. Zu der Niermann-Sache will Andy Schickling ansonsten öffentlich nichts sagen, aber im Gespräch wird deutlich, dass ihn das Thema sehr bewegt. Lea Schickling hatte schon vor einigen Wochen unserer Zeitung berichtet, dass private Buchungen ein immer wichtigeres wirtschaftliches Standbein für das Paar seien, das in den harten Corona-Zeiten alles in sein Herzensprojekt gesteckt hat, „damit wir überhaupt noch da sind“.
Gastronomen zeigen sich „geschockt“
Derweil sitzen, wie Schickling wohl richtig vermutet, manche Brautpaare in diesen Tagen beim Anwalt oder der Polizei, anstatt neue Pläne für die Hochzeitsfeier zu schmieden. Sie haben, wie mehrfach berichtet, für eine Feier auf dem Hof Niermann bei einem Angestellten Anzahlungen geleistet, von denen der größte Teil verschwunden zu sein scheint.
„Ich war geschockt“
Und nicht nur in Waltrop, auch bei anderen Gastronomen schlug diese Nachricht ein. „Ich war geschockt“, sagt Christa Eickenscheidt, die im Restaurant Wetterkamp in Henrichenburg Feiern bis zu 170 Personen anbietet. Nach der Wiedereröffnung der Gastronomie laufen Buchungen für Familienfeiern wieder an. Und ja, auch kurzfristig seien Termine frei. Das sagt auch Marlen Kempf, Betreiberin des Parkbad Süd. Ein Paar, das ursprünglich auf Hof Niermann in Waltrop feiern wollte, wird im September jetzt im Parkbad den hoffentlich schönsten Tag des Lebens erleben. „Ein Desaster für die Familie Niermann“ nennt Marlen Kempf die Vorkommnisse.
Kripo beschäftigt sich mit mehr als 40 Anzeigen
Damit ist die Kriminalpolizei beschäftigt. Mehr als 40 Anzeigen von Brautpaaren wegen Betrugs sind eingegangen. Immer geht es darum, dass die Paare bei dem Angestellten Anzahlungen vereinbart haben, zum Teil schon knapp zwei Jahre vor dem Termin. Es soll verschiedene Verträge geben. In einem, der unserer Redaktion vorliegt, ist von einer Anzahlung in Höhe von 20 Prozent die Rede.
Wie handhaben die anderen Hochzeits-Veranstalter das? Wladimir Paster hatte für seine Mondpalast-Gastronomie in Wanne-Eickel von einer üblichen Anzahlung von 20 Prozent gesprochen. Marlen Kempf sagt: „Wir haben noch nie Anzahlungen genommen“ – nur bei Veranstaltungen, die kurzfristig vier Wochen im Voraus gebucht würden.
Christa Eickenscheidt sagt: „Ich wickele alle Veranstaltungen selbst ab. Wir haben ein Reservierungsbuch. Da steht alles drin.“ Eine Anzahlung wird auch im Haus Wetterkamp fällig: 50 Prozent – fünf Tage vor dem Termin als Sicherheitsleistung. „Es gibt vorher schriftliche Verträge.“ Platze ein Termin, gehe es höchstens um die Saalmiete, die trotzdem gezahlt werden müsse. Das seien 400 bis 500 Euro.