Grundstücksmarkt Immobilienpreise klettern in Waltrop weiter - trotz Corona

Baukräne im Neubaugebiet: Der Wohnungsbau in Waltrop wird weiterhin teurer. © picture alliance/dpa
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Wer vorhat, in der Waltrop derzeit eine Immobilie oder eine Eigentumswohnung zu erwerben, der muss tief in die Tasche greifen. „Auch die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nicht beruhigt – im Gegenteil“, berichtet Christoph Warmbrunn vom Gutachterausschuss des Kreises Recklinghausen am Montag. Dieser Ausschuss hat regelmäßig einen Blick auf die Notarverträge auch in der Hebewerkstadt (siehe Info).

„Man fragt sich regelrecht, wo noch Objekte verkauft werden“, meint Warmbrunn. „Es gibt kaum Annoncen in der Zeitung und auch im Internet sieht es nicht besser aus. Alle Verkäufe laufen offenbar über Mund-zu-Mund-Propaganda oder im Familienkreis. Neubaugebiete sind Mangelware“, merkt Warmbrunn zur Situation an. Manche Interessenten fragen schon verzweifelt per Rundbrief in den Siedlungen an, ob nicht jemand sein Eigentum veräußern möchte. Kein Wunder also, dass die Preise immer weiter nach oben klettern.

Häuserpreise klettern im Schnitt um 9 Prozent im Jahr

„Die Preise für Einfamilien- und Zweifamilienhäuser sind im letzten Jahr erneut um durchschnittlich neun Prozent gestiegen“, weiß der Gutachter des Kreises. Eigentumswohnungen seien mit einem Plus von vier Prozent nicht ganz so gut gelaufen. Das könnte dann doch an Corona liegen, vermutet er. Denn viele potenzielle Käufer wollten offenbar eine größere Wohnfläche, um dort noch einen Raum fürs Homeoffice einrichten zu können.

Und so sieht der Immobilienmarkt für das 1. Halbjahr 2021 in Waltrop aus:

In dem Zeitraum wurden 143 Grundstücke verkauft (Tendenz gleichbleibend), aber der Umsatz belief sich auf 30 Millionen Euro – und stieg damit über zehn Prozent. Im Marktsegment der Ein- und Zweifamilienhäuser ist die Anzahl der Kaufverträge um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahrszeitraum gestiegen, der Geldumsatz sogar um 25 Prozent. Konkret für Waltrop heißt das: 50 Kauffälle bei einem Umsatz von 13 Millionen Euro.

Eigentumswohnungen laufen nicht ganz so gut

Ein Beispiel: Eine typische Doppelhaushälfte aus den 1980er Jahren mit 130 Quadratmetern Wohnfläche und mittlerem Ausstattungsstandard kostet in Waltrop derzeit im Schnitt 334.000 Euro. Nur in der Seestadt Haltern liegen die Preise mit 351.000 Euro noch höher. Zum Vergleich: Castrop-Rauxel 329.000 Euro, Oer-Erkenschwick 319.000 Euro und Datteln 303.000 Euro – wobei auch in der Kanalstadt die Preistendenz deutlich nach oben geht.

Im Marktsegment der Eigentumswohnungen ist die Anzahl der Kaufverträge im ersten Halbjahr 2021 um rund 14 Prozent gegenüber dem Vorjahrszeitraum gesunken. Dennoch ist die Preisentwicklung für eine typische Wohnung aus den 1980er Jahren mit 75 Quadratmetern Wohnfläche und mittlerem Ausstattungsstandard in Waltrop auf 128.000 Euro gestiegen. Zum Vergleich: Hier rangiert Haltern bei 143.000 Euro, Castrop-Rauxel bei 124.000 Euro, Datteln bei 115.000 Euro und Oer-Erkenschwick bei 107.000 Euro.

Das Platzen der „Blase“ ist nicht in Sicht – es fehlen Bauplätze

Und wie sind die Aussichten? Gibt es bei den Immobilienpreisen eine „Blase“, die vielleicht bald platzt? „Das hatten wir anfangs auch gedacht“, so Christoph Warmbrunn, „denn es geht jetzt schon das zehnte Jahr in Folge mit den Preisen nach oben“. Doch solang die Bauzinsen so niedrig bleiben, sieht er keine Entspannung an der Immobilien-Front. Im Gegenteil: „Die Stadt Waltrop hat in den vergangenen Jahren viel Bauland erschlossen, etwa den Neuen Kamp und den Altenbruch. Doch jetzt gehen ihr die Neubaugebiete aus, das Angebot wird noch knapper.“

So seien viele Familien aus Dortmund und Umgebung nach Waltrop gezogen, weil dort die Preise noch höher lägen. Und auch im südlichen Münsterland – etwa in Olfen, Haltern oder Selm – gehen die Bauplätze aus. Überdies gebe es die politische Debatte über zu hohen Flächenverbrauch. „Da tun mir junge Familien wirklich leid, die derzeit in Waltrop ihre eigenen vier Wände finden wollen.“

Wir werden die Gutachterdaten ermittelt?

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Recklinghausen erhält von jedem Immobilien-Kaufvertrag, der beim Notar geschlossen wurde, eine Kopie. Das sind rund 2500 bis 3000 Verträge für die Städte Castrop-Rauxel, Datteln, Haltern, Herten, Oer-Erkenschwick und Waltrop. Daraus errechnet der Ausschuss zweimal pro Jahr die Durchschnittspreise für die verschiedenen Marktsegmente. Veröffentlicht werden sie u. a. im Immobilienpreis-Kalkulator des Landes NRW unter www.boris.nrw.de – und zwar kostenlos. Immobilienkunden können das Portal auch nutzen, um zu erfahren, ob sie sich ein Objekt in einer bestimmten Lage überhaupt leisten können.

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