Arbeitskreis „Jüdisches Gedenken“ Jüdischer Friedhof soll mit Crowdfunding-Geld zum Gedenkort werden

Für die "Stolpersteine" startet in Waltrop nun ein Crowdfunding. Unser Bild zeigt (v.l.) Josef Schneider vom Arbeitskreis, Claudia Pilz (Volksbank), Regina Vonnahme, ebenfalls vom Arbeitskreis, und Michael Scholten (Volksbank). © Giulia Senking
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Ein Arbeitskreis hat sich vor Kurzem in Waltrop gegründet, der jüdisches Leben in Waltrop wieder sichtbarer machen möchte. „Es geht insgesamt um die Aufwertung des jüdischen Gedenkens in Waltrop“, erklärt Josef Schneider, der zum Arbeitskreis gehört. Ein erstes Projekt, das der Arbeitskreis angehen will, ist der alte jüdische Friedhof an der Hilberstraße. „Wir möchten damit für Waltrop einen zentralen Gedenkort schaffen“, schildert Regina Vonnahme, ebenfalls Mitglied des Arbeitskreises. „Es finden dort immer wieder mal Gedenkfeiern statt. Allerdings ist der Gedenkstein voll mit Moos, der Zaun ringsherum ist kaputt und alles ist total verwachsen.“ Josef Schneider erklärt: „Dieses Areal soll wieder so hergerichtet werden, wie es annähernd früher mal ausgesehen hat. Ferner soll da eine Stele hin, also ein ewiger Gedenkstein, wo die Namen derjenigen, die dort bestattet sind, eingraviert sind“.

Aber: Dafür braucht es Geld. Und da kommt Crowdfunding ins Spiel. Crowdfunding bedeutet so viel wie Gruppenfinanzierung. Es beruht auf dem Prinzip, dass viele Menschen gemeinsam durch Spenden in ein Projekt investieren. Auf der Internetseite www.viele-schaffen-mehr.de (dort am besten nach der Stadt Waltrop suchen) ist es ab sofort möglich zu spenden. Unterstützt wird das Ganze durch die Volksbank.

Spende wird bis zehn Euro verdoppelt

„Für jede Person, die spendet, gibt die Volksbank dann bis zehn Euro immer nochmal das Gleiche dazu“, erklärt Regina Vonnahme. „Bei fünf Euro wären es dann beispielsweise fünf Euro, bei zwölf Euro zehn Euro – die maximale Grenze ist also bei zehn Euro gesetzt.“ Josef Schneider fügt hinzu: „Taktisch wäre es also besser, wenn fünf Leute zehn und nicht eine Person 50 Euro spendet.“3000 Euro setzt sich der Arbeitskreis als Mindestziel.

Sollte bis zum Ablauf der Frist (18. Dezember 2021) mit den Spenden das 3000-Euro-Ziel nicht erreicht werden, ist es beim Crowdfunding so, dass das gesamte bereits gespendete Geld wieder an die Spender zurückgezahlt wird. Claudia Pilz von der Volksbank ist allerdings zuversichtlich. „Ich denke mal, dass das gut laufen wird, denn in Waltrop kennt man ja auch schon das Crowdfunding. Wir haben zusammen mit dem Theodor-Heuss-Gymnasium schon zwei große Projekte mit dem Feld der Träume, also dem Basketballplatz, gehabt. Das ging wirklich durch die Decke.“

Bewusstsein bei Jüngeren schaffen

Auch Michael Scholten von der Volksbank ist überzeugt: „Ich finde, das Crowdfunding passt perfekt zu dem Projekt, weil wir ja so viele Menschen wie möglich ansprechen wollen. Das ist ja auch etwas, das dann Bewusstsein schafft.“

Dieses Bewusstsein soll vor allem bei jüngeren Leuten geschaffen werden. „Es geht nicht um die grauen Köpfe, es geht um die Kinder und Jugendlichen, die weder über Eltern noch Großeltern einen Bezug zu dem Thema haben. Das ist kein in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft gerichtetes Projekt“, erläutert Josef Schneider.

Um das zu erreichen, hat der Arbeitskreis die weiterführenden Schulen Waltrops in das Projekt mit einbezogen. Selbstständig haben die sich sofort drangemacht und freiwillige Schüler für das Projekt „Stolpersteine“ akquiriert. Dabei sind die Schüler, wie berichtet, vor allem dafür zuständig, dass an den Orten des Gedenkens bald QR-Codes vorzufinden sind. Durch diese QR-Codes gelangt man dann auf von den Schülern gedrehte Videos, in denen sie beispielsweise die Geschichte von früheren jüdischen Familien erzählen. „Der Plan ist es, dass sich die Schüler ab der siebten Klasse mit der jüdischen Geschichte Waltrops beschäftigen. Am Ende ihrer Schulzeit sollen sie sich dann so weit informiert haben, dass sie Experten geworden sind, um dann den jüngeren Schülern zum Beispiel eine Stadtführung geben zu können.“

Info

Drei Projekte benannt

In ihren Treffen haben die Mitglieder des Arbeitskreises beschlossen, drei Projekte in naher Zukunft in Angriff zu nehmen. Im ersten Projekt sollen Stolpersteine an vier Familien erinnern, die zu Zeiten des Nationalsozialismus in Waltrop gelebt haben. Des Weiteren sollen Informationstafeln auf dem städtischen Friedhof auf die vorhandenen jüdischen Gräber und Gedenksteine aufmerksam machen. Und das dritte Projekt, das wie beschrieben als Erstes angegangen wird, rankt sich um die Wiederherstellung des alten jüdischen Friedhofs.

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