Realschüler zeigen Courage „Wir setzen ein Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit“

Lehrerin Ursula Nauen, Elisabeth Eirich und Angelina Pink (beide aus der 9c) stehen gemeinsam mit Künstler Adnan Kassim (v.l.) vor einem Bild.
Die Botschaft „Mensch ist Mensch“ steht auf den Sternen: Lehrerin Ursula Nauen, Elisabeth Eirich und Angelina Pink (beide aus der 9c) gemeinsam mit Adnan Kassim (v. l.) vor dem Porträt von Hitler-Attentäter Georg Elser. © Thomas Bartel
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„Mensch ist Mensch – unabhängig von Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung“: Das ist die Botschaft, die die Waltroper Realschule vertritt und vorlebt, sagte Schulleiterin Lisa Dahlhues am Montag (30.10.) zur Eröffnung der „Woche der Courage“. Schon seit vielen Jahren zählt die Bildungsstätte zum Netzwerk von 4000 Schulen in Deutschland, die dieser Maxime verpflichtet sind.

Und die demokratischen Grundwerte sollen jetzt wieder verstärkt werden – mit einer Ausstellung, die Adnan Kassim (47) gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern gestaltet hat. Dass der Hertener Künstler, der mit Ehefrau und seinen vier Kindern persönlich zur Eröffnung gekommen war, künftig auch offiziell die Patenschaft für die Europaschule übernimmt, war das i-Tüpfelchen bei dem kleinen Festakt. Musikalisch eingeleitet hatten die Veranstaltung die Schüler Milo Mikosch (E-Gitarre) und Mahdiar Imanimoghaddam (Geige) mit der Europahymne „Ode an die Freude“ und dem Friedenslied „Imagine“ von John Lennon.

Drei Schülerinnen zeigen selbstgebastelte Buttons.
Talia Glinka, Lotta Lilienthal und Rachel Rower aus der Klasse 7a bieten Buttons zum Kauf an.© Thomas Bartel

Eine Woche lang ist die Schulgemeinde, aber auch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt eingeladen, die Ausstellung zu besuchen. Was wird dort gezeigt? Die eindrucksvollen Bilder von Adnan Kassim, die zuvor im NRW-Landtag ausgestellt waren, zeigen Menschen, die wirklich durch die Hölle gegangen sind. „Das Thema ist mir während der Coronazeit in den Kopf gekommen, als alle Welt über die Pandemie klagte“, erklärte Adnan Kassim. „Nein“, meinte er, „es gab zuvor schlimmere Zeiten.“ Seine eindrucksvollen Porträts von Widerstandskämpfern wie Georg Elser oder Sophie und Hans Scholl erzählen mithilfe der kostenlosen Artvive-App die Geschichte dieser Menschen, die von den Nazis umgebracht wurden. Insgesamt etwa 30 Bilder hat der Mann, der 1978 im Alter von zwei Jahren aus dem Libanon nach Deutschland kam, nach Waltrop mitgebracht.

Schüler haben jüdische Geschichtskoffer gestaltet

Sie passen erstaunlich gut zu den Werken, die die Schülerinnen und Schüler im Unterricht von Kunst- und Religionslehrerin Ursula Nauen erstellt haben: etwa die Geschichtskoffer aus der Klasse 10, die über die jüdische Religion aufklären, etwa das Video mit Zitaten prominenter Weltbürger wie Martin Luther King, Thomas Mann oder Ernst Reuter der Klasse 7 oder die Recherchen über die im KZ ermordete Schülerin Anne Frank oder zur Geschichte der Unternehmer Oskar Schindler und Otto Weidt, die zahlreiche jüdische Mitarbeiter vor dem sicheren Tod retteten.

Kassim legt den Realschülern eine Faustformel nahe

Gerade bei der aktuellen weltpolitischen Entwicklung, dem Krieg in der Ukraine und den Gewalttaten im Nahen Osten, sei es wichtig, Zeichen gegen Menschenfeindlichkeit zu setzen, so Künstler Adnan Kassim: „Jeder Mensch hat ein Recht, in Freiheit zu leben – das ist meine Faustformel“, legt er den Schülerinnen und Schülern nahe. Er selbst musste bereits um Familienangehörige bangen, als sie Anfang Oktober in der Zeit des Hamas-Angriffs im Libanon Verwandte besuchten. „Ich bete, dass es nicht zum Flächenbrand kommt.“

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