
Übungen macht die Freiwillige Feuerwehr Waltrop im Sommerhalbjahr regelmäßig. Waltroper Landwirte, Firmen oder Vereine stellen dann Gebäude zur Verfügung, damit die Einsatzkräfte den Ernstfall trainieren können. Aber natürlich ist immer sehr viel „So tun als ob“ dabei. Dichter an der Realität ist das Brandhaus am Ausbildungszentrum der Feuerwehr Dortmund. Dort durften die Waltroper jetzt üben. Einige Mitglieder der Freiwilligen sind im Hauptberuf bei der Dortmunder Feuerwehr tätig und organisierten den Übungsabend auf kurzem Dienstweg.
Waltroper Wehr übt bei den Kollegen in Dortmund
So standen etwa 20 Mann und Frau der Waltroper Wehr am Dienstagabend (5. 7.) auf dem Gelände in Eving und ließen sich von Lukas Witte, Dortmunder Feuerwehrmann und Stadtbrandinspektor bei der Freiwilligen in Waltrop, das Szenario erklären: Es brennt in einer Wohnung, zwei Personen vermisst, eine weitere steht auf dem Balkon, eine Frau steht vor dem brennenden Haus und gerät in Panik.

Solche Übungsszenarien sind für die Waltroper Wehr nichts Ungewöhnliches. Nur: Hier geht es zum Beispiel wirklich durch ein enges Treppenhaus, wie es in Mehrfamilienhäusern gang und gäbe ist. Ein enges Treppenhaus, durch das die Einsatzkräfte die diesmal nicht leere, sondern mit Wasser gefüllten Schläuche schleppen müssen. Die, wie in der Realität, gerne mal am Treppengeländer festklemmen. Wer solch einen Schlauch drei Stockwerke nach oben transportiert, gerät auch an diesem nicht übermäßig heißen Abend auf der Stelle ins Schwitzen.
Ein Druck auf den Schalter – und der Rauch quillt
Zumal Lukas Witte den Finger immer am Schaltkasten hat. Das Brandhaus ist nämlich mit diversen technischen Features ausgestattet, um die Wirklichkeit nachzuahmen. An einer Stelle ist es beispielsweise dringend geraten, einen Smoke Stopper anzubringen. Das ist eine Art Vorhang aus Spezialgewebe, der flexibel in unterschiedliche Türrahmen eingebaut werden kann und dann verhindert, dass Rauch zum Beispiel ins Treppenhaus gelangt. Lukas Witte und seine Ausbilder-Kollegen beobachten die Übung genau, und wenn die Übenden den Rauchstopp-Vorhang eben nicht anbringen, reicht ein Knopfdruck, und das Treppenhaus ist verraucht. Das wäre schließlich auch in der Realität die Folge.
Lukas Witte und Carlo Möcklinghoff haben die Übung organisiert. Beide sind bei der Freiwilligen Feuerwehr in Waltrop, beide sind hauptamtlich bei der Dortmunder Feuerwehr beschäftigt. Lukas Witte, der Fachkoordinator bei der Dortmunder Wehr ist, erklärt weitere Tücken der Übung: Eine Frau befindet sich in der Übung auf einem Balkon, soll von dort gerettet werden.
Problem 1: Sie gerät in Panik, will sich nicht mehr vom Fleck bewegen, was die ausgebildete Darstellerin Lucie mit viel Vehemenz nachspielt. Problem 2: Der Balkon ist im dritten Stock und hinten am Haus, bei beengten Verhältnissen. Dorthin kann der Drehleiter-Wagen also nicht fahren, um sie mit dem Korb herunterzuholen. Bleibt nur die Steckleiter. Aber die ist wackelig und auch nicht gerade ein komfortabler Ausweg…

Lucie und Anna sind DLRG-Mitglieder, spielen häufiger Verletzte, Ertrinkende, Kollabierende. Bei der Übung der Waltroper Feuerwehr machen sie es den Einsatzkräften wahrlich nicht leicht. Anna reißt sich immer wieder los von den zwei Feuerwehrleuten, die sie eigentlich beruhigen und sie davon abhalten wollen, wieder ins brennende Haus zu laufen. Sie schreit hysterisch, verlangt ihren „Bewachern“ einiges ab, auch wenn diese zwischenzeitlich schmunzeln müssen über die Darstellerin – das wäre bei einem Ernstfall anders.
Nach einer guten Stunde knarzt „Übungsende!“ aus den Funkgeräten. Die Feuerwehrleute schälen sich fix aus ihren Uniformen, schütten mit verschwitzten Gesichtern Wasser in sich hinein und tauschen untereinander aus, was nicht so gut gelaufen ist. Lukas Witte und seine Kollegen sind im Großen und Ganzen zufrieden. Und Kritik gehört natürlich auch dazu – Sinn der Sache bei einer Übung.