Reaktionen nach dem Olympia-Schock „Wir waren schon zum Jubeln aufgesprungen – und dann passierte das...“

Aus der Traum: Daniela Schultze, Franziska Kampmann, Carlotta Nwajide und Frieda Hämmerling völlig ausgepowert im Ziel. © MeinRuderbild.de
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Natürlich hatte sich die komplette Familie um 3.50 Uhr vor dem Fernseher auf dem heimischen Bauernhof versammelt, um den Moment zu erleben, von dem Franziska Kampmann so sehr geträumt hatte – das olympische Finale von Tokio. Neben Mutter Andrea und Vater Bernhard sind dies die jüngeren Schwestern Theresa, Dorothea und Johanna, allesamt ebenfalls im Rudersport aktiv.

„Und es sah alles auch perfekt aus“, schildert Bernhard Kampmann auf Nachfrage unserer Redaktion.

Eigentlich auf klarer Silberposition unterwegs

Klar, die Chinesinnen triumphierten, das war so erwartet worden. Aber dahinter lag der deutsche Doppelvierer in klarer Silberposition. „Wir waren schon zum Jubeln aufgesprungen“, erinnert sich der Vater – und dann passierte 200 Meter vor dem Ziel das Malheur. Die Teamkollegin in der Spitze des Bootes, Daniela Schultze, fing im unruhigen Wasser „einen Krebs“, wie die Ruderer sagen, blieb mit ihrem Skull regelrecht im Trikot hängen. Das deutsche Boot bekam mächtig Schieflage, geriet jedenfalls völlig aus dem Takt. Am Ende blieb der fünfte Platz. Welch ein Wechselbad der Gefühle!

Und wie hat „Franzi“ reagiert? Immerhin gab sie im Fernsehen den Reportern noch Auskunft. Daniela Schultze und Schlagfrau Frieda Hämmerling waren dazu offenbar nicht mehr imstande. Auch Vater Bernhard hat mit seiner Tochter nach dem Rennen telefoniert – „sie wirkte wie immer gefasst“, sagt er. „Doch es wird wohl eine Weile dauern, bis sie diese Enttäuschung verpackt hat“, ergänzt er.

Auch Franzis Heimtrainer Andreas Erdtmann, der sich nach dem tragischen Ereignis daheim mit Pflasterarbeiten ablenkte, meinte: „Das muss ein Team erstmal verpacken: Die hatten Silber doch schon vor Augen, dann will man die Medaille doch auch haben…“ Er verweist aber auch auf die problematischen Wind- und Wasserverhältnisse im Hafenbecken von Tokio: „Wenig später ist ein norwegischer Doppelzweier im Rennen sogar gekentert“, berichtet er.

„Wir sind auf jeden Fall stolz auf Dich“

Die Vereinsmitglieder gratulierten dennoch zahlreich zum fünften Platz bei Olympia – und versuchten Trost zu spenden: „Lass den Kopf nicht zu tief hängen, das Leben geht weiter“, textete der frühere Vereinsvorsitzende Rainer Finkenbusch. „Wer eine so starke Leistung erbringt, kann mit Fug und Recht stolz auf sich sein. Wir sind es auf jeden Fall“, meinte der ehemalige Jugendmeister Thomas Benthaus. Und Vorstandsfrau Anja Ouwersloot merkte an: „Man mag es Schicksal nennen, Pech oder einfach nur große Sch… – dass ihr die Medaille verdient hättet, konnte jeder sehen.“

Empfang am Samstag auf dem Bauernhof geplant

Am Samstag (31.8.) ab 17.30 Uhr jedenfalls werden Familie und Verein einen Empfang auf dem Hof Kampmann geben. Dann werden die Gäste erfahren, ob „Franzi“ – wie angekündigt – ihre Ruderkarriere wirklich beendet. Bis Olympia in Paris sind es ja nur drei Jahre.

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