
Marl ist eine Autostadt mit breiten, teils vierspurigen Hauptstraßen. Wer aus der Großstadt kommt, staunt, wie schnell hier von „Staus“ die Rede ist. Der Anteil der Radfahrer am Stadtverkehr in Marl ging in den 2010er-Jahren zurück. Wie unzufrieden Marler Radler in ihrer Stadt sind, zeigen die Ergebnisse des Fahrradklimatests. Die Vier minus wird zur Standardnote. Trotz der „blauen Briefe“ verbessert sich die Stadt seit Jahren nicht.
Dabei hatte sie beste Ausgangsbedingungen: Anfang der 1990er-Jahre gehörte Marl zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte. Doch da die Stadtverwaltung den Radverkehr zu wenig förderte und viele Buckelpisten nicht sanierte, wurde Marl der Titel „fahrradfreundliche Stadt“ 2014 aberkannt.
Noch keine Verkehrswende
Die Bürgerinitiative Radentscheid drängt zu Recht darauf, dass die Stadt wieder mehr für den Radverkehr tut. Der erste Radentscheid in einer Ruhrgebietsstadt brachte sie dazu, umzusteuern. Seit 2020 investiert die Stadt kontinuierlich Millionen in ihr Radwegenetz. Genutzt wird es trotz vieler Buckelpisten: Zu Beginn des Radentscheids lag der Anteil der Radfahrer in Marl bei 19 Prozent – deutlich über dem NRW-Durchschnitt von 12 Prozent. Doch erst, wenn Radfahrer und Radwege sichtbar mehr Raum einnehmen, wird man von einer echten Verkehrswende sprechen können.
ADFC-Fahrradklima-Test Autostadt Marl bekommt miese Noten - solange es miese Radwege gibt
Ein Kommentar von
Heinz-Peter Mohr