
Ein Anwohner ist ernüchtert. Wenn er vor seine Haustür an der Maybachstraße tritt, fühlt er sich ins 18. Jahrhundert zurückversetzt, schreibt der Mann. Wo eben noch Steinplatten den Gehweg zierten, haben KSR-Mitarbeiter auf einem weiten Abschnitt feinen Schotter ausgebracht. Die Platten sind weg.
Das ist eine direkte Folge eines Bürgerprotestes, der 2017 darin gipfelte, dass die Stadt 50 Platanen verschonte. Die Bäume sollten im Zuge der Straßensanierung gefällt werden. Die Planungen waren schon beschlossen.
Geburtsstunde der Baumschutzgruppe
Auf einer Bürgerversammlung gab es keinen nennenswerten Widerspruch. Doch plötzlich regte sich Protest. Das öffentliche Ringen um die Platanen an der Maybachstraße war die Geburtsstunde der Baumschutzgruppe Recklinghausen. Etliche Petitionen gingen seinerzeit im Rathaus ein. Mit der Schauspielerin Christine Sommer bekam der Baumschutz in Recklinghausen ein prominentes Gesicht.
Schließlich lenkte die Stadt ein und änderte den Plan. Die Bäume blieben stehen – und wuchsen weiter. „Im Laufe der Zeit haben die Wurzeln das Pflaster angehoben“, erklärt die Stadt auf Anfrage. Mit den Platten stieg auch die Unfallgefahr. Schließlich sei das Entfernen des Pflasters die einzige mögliche Maßnahme, um besagte Unfallgefahr zu minimieren. Denn: Ein Rückschnitt der Wurzeln sei nicht möglich.

Manche Anwohner hadern mit dem neuen Aussehen des Gehwegs an der Maybachstraße. Von zu viel Schmutz und losen Steinen vor der Tür ist die Rede. Unser Leser spricht von einer Posse und will nicht glauben, dass es sich beim Schotter-Gehweg um eine Dauerlösung handeln soll. Ein Provisorium ist die neue Optik allerdings nicht. Die Stadt geht davon aus, dass der Gehweg seinen Schotter-Look mindestens zehn Jahre lang behält. Schließlich sollen die Bäume erhalten bleiben.
Platanen und ihre Wurzeln
Bei Platanen handelt es sich um flach wurzelnde Bäume. Als Straßenbäume sind sie deshalb nur bedingt geeignet, da ihre Wurzeln Gehwege, Gärten und nicht zuletzt die Fahrbahn in Mitleidenschaft ziehen können.
Gleiches forderten Anwohner und Baumschützer in den vergangenen Jahren unter anderem für die Castroper Straße und die Suderwichstraße. Auf der Castroper Straße stellte die Stadt ihre Fällpläne ebenfalls zurück. Und auch an der Suderwichstraße durften die Bäume weiter leben. Mit der Folge, dass der Radweg wegen der von den Wurzeln verursachten Wölbungen nur noch sehr eingeschränkt befahrbar ist. Wer nicht aufpasst, fliegt hier über den Lenker.