Karl-Pawlowski-Altenzentrum Tierische Lacher ganz ohne Worte

Jack-Russell-Terrier „Lilli“ und Petra Siegmann-Sauer (m.) heitern eine Bewohnerin mit ihrem Besuch auf. © Jörg Gutzeit
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Ohne zu zögern springt Lilli aus dem Stand auf das Bett der bettlägerigen Bewohnerin und schnuppert an der blassen Hand der Seniorin. Vorsichtig streckt diese ihre Finger aus und tätschelt dem Jack-Russell-Terrier den Kopf. Dann breitet sich ein Grinsen auf dem Gesicht der alten Dame aus.

Lilli ist einer von drei Besuchshunden, die ein wenig Freude in den Alltag der Bewohner bringen sollen. Seit etwa zwei Monaten stattet sie den betagten Damen und Herren des Karl-Pawlowski-Altenzentrums einmal wöchentlich einen Besuch ab. Schon etwas länger mit von der Partie sind Border-Collie-Dackel „Bella“ und Border-Collie „Michel“.

Hundehalterin und Wegbegleiterin

„Gemeinsam mit den Hunden gelingt es uns, die Senioren ein wenig aus der Reserve zu locken. Sie blühen richtig auf, wenn sie die Tiere sehen“, erzählt Sabine Volkmann. Sie ist die Halterin von Besuchshund Michel und engagiert sich auch ehrenamtlich als Wegbegleiterin im Altenzentrum. In diesem Zuge hat sie das Projekt „Besuchshund“ auf den Weg gebracht und weitere Hundenärrinnen wie ihre Schwester Monika Kuhlmann mit „Bella“ angestiftet.

Vor dem Karl-Pawlowski-Altenzentrum sorgt Border Collie „Michel“ für gute Stimmung. Zum Scherzen aufgelegt ist auch Bewohner Werner Ranft (2.v.l.). © Jörg Gutzeit © Jörg Gutzeit

Der große Vorteil bei den Tieren: Gestik und Mimik reichen aus. „Auch die bettlägerigen Bewohner und die, bei denen es mit der Kommunikation hapert, haben etwas von dem Besuch“, erzählt Petra Siegmann-Sauer. Gerade ihre Lilli mit ihren sechs Jahren käme mit ihrer sanften, entspannten Art gut mit den bettlägerigen Bewohnern zurecht. Genauso die achtjährige Bella.

Prüfung zum Besuchshund abgelegt

Zwei der sanftmütigen Vierbeiner haben eine Prüfung zum Besuchshund in einer Hundeschule abgelegt. Diese sei aber nicht zwingend erforderlich. „Natürlich muss der Hund gut hören, auf Befehl ablegen und darf sich nicht erschrecken, wenn der Bewohner plötzlich mal tritt oder den Hund wegschubst. Unsere Hunde reagieren bei solchen Situationen gelassen“, sagt Sabine Volkmann.

Jack Russel Terrier „Lilli“ hat keinerlei Berührungsängste. © Jörg Gutzeit © Jörg Gutzeit

Auch ihr Wirbelwind Michel weiß, wie er den Bewohnern ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann. „Mit seinen vier Jahren hat Michel noch ordentlich Power. Deshalb setzen wir ihn gerne zum Spielen in der Gruppe ein“, sagt Sabine Volkmann. An diesem Nachmittag liefert er vor dem Altenzentrum eine regelrechte Show ab. In geselliger Runde genießen die Bewohner dort den Sonnenschein. Auf Kommando werfen sie Michel einen Ball zu oder vervollständigen Sprichwörter, die Michel ihnen auf Baumscheiben serviert, wie „Wie ein Elefant im …“

„Tiere sind treue Seelen“

„Ich habe damals Katzen gehabt“, erzählt Bewohnerin Ingrid Grochowski. „Es ist schön, wenn man von Tieren umgeben ist. Sie sind eine schöne Abwechslung im Alltag.“ „Und“, sagt sie in verschwörerischem Ton, „ein Tier liebt dich mehr als jeder Mensch. Sie sind treue Seelen“, meint die 87-Jährige.

Als Bewohnerin Maria Schneider Hemmungen hat, den Vierbeiner mit einem Leckerli zu belohnen, ermutigt die Hundehalterin sie dazu, indem sie ihr den Leckerbissen auf das Bein legt. Und den verputzt Michel rasend schnell. „Schauen Sie mal, es geht ja doch“, entgegnet Sabine Volkmann und die Bewohnerin strahlt.

Als Michel sanft an den Fingern von Bewohner Werner Ranft knabbert, lacht dieser plötzlich laut drauflos: „Hey, lass meine Finger dran.“ „Oje Michel, was machst du?“, scherzt Hundehalterin Sabine Volkmann. „Zählen Sie mal nach, ob noch alle dran sind“. Der Bewohner blickt hinunter auf seine Hände. „Es sind nur noch drei“, spielt er ganz entgeistert. Humor hat der Mann. Michel sorgt für so manche Lacher unter den Alten – und das ganz ohne Worte.

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