Lohtor-Friedhof Zwei neue „Seiten“ für das Geschichtsbuch der Stadt

Eine neue Gedenktafel am Eingang des Lohtor-Friedhofs erinnert an vier Ehrenbürger. © Meike Holz
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Der Lohtor-Friedhof wird von Heimatforschern gern als Geschichtsbuch der Stadt bezeichnet. Viele Menschen, die die Entwicklung Recklinghausens prägten, haben dort ihre letzte Ruhe gefunden. Allerdings wurden in früheren Jahrzehnten viele Buchseiten ausgerissen, um im Bilde zu bleiben: Gräber wurden eingeebnet, Steine und Denkmale abgeräumt. Zwei neue Gedenkplatten erinnern jetzt an acht Männer, die Spuren in der Stadt hinterlassen haben.

Georg Möllers vom Verein für Ort- und Heimatkunde führte eine Gruppe über den Lohtor-Friedhof. Natürlich war die zweite neue Gedenktafel für Lehrer des Petrinums ein Haltepunkt. © Meike Holz © Meike Holz

Georg Möllers, Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde, machte bei einer Führung auf die neue Tafel aufmerksam, die am Eingang neben der Kreuzigungsgruppe am Lohtor zu finden ist. „Erst heute Morgen wurde sie angebracht“, betonte er. Die Stadt hatte sich vor einigen Wochen dazu verpflichtet, künftig die Gräber von Ehrenbürgern zu erhalten. „Wir haben diese Herren mit den stattlichen Bärten für die Tafel ausgewählt, weil von ihnen nichts übrig und kein Grab mehr zu pflegen ist“, erklärte Möllers. Zu diesen Würdenträgern gibt es nicht nur Informationen, sondern auch Porträtfotos: Hugo Peus (Justizkommissar und von 1850 bis 1854 kommissarischer Bürgermeister), dem 1909 zum Ehrenbürger ernannten Justizrat Hugo Werne, Kreis-Physikus und Armenarzt Dr. Rudolf Drecker (1824-1912) sowie Gastwirt Josef Wesener, der sich politisch engagierte und 1917 den Caritasverband mitbegründete.

„Es ist so schön und ruhig hier“

Von dort führt der Weg die Treppen hinauf in die Parkanlage, zu der der Friedhof sich gewandelt hat. „Ich war noch nie hier“, gestand eine Teilnehmerin, „alleine habe ich mich nie getraut. Dabei ist es so schön und ruhig.“

Von den noch wenigen erhaltenen Grabmalen wurden jüngst zwölf unter Denkmalschutz gestellt. Möllers erzählte die Geschichten zu den Toten und ihren Gräbern, so weit sie überhaupt bekannt sind. So wurde zum Beispiel der Engel, der seit 1904 über eine mit 52 Jahren verstorbene Recklinghäuserin wacht, von den Experten als schützenswert eingestuft: „Von Anna Schröder wissen wir nichts, aber ihr Grabmal überzeugte mit einer aufwendigen, wenn auch standardisierten Engelsfigur.“

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Ein Stück Stadtgeschichte

Dieses Modell wurde einst in Serie produziert. Bereits 1880 wählten die Familie von Eduard Bertram den Friedensengel für ihren mit nur 31 Jahren aus dem Leben geschiedenen Angehörigen. Dieses Grabmal wurde durch Vandalismus allerdings arg ramponiert.

Immerhin steht es noch, anders als die Steine für vier Lehrer des Gymnasiums Petrinum. Im Jubiläumsjahr der Schule, die am Samstag, 4. September, groß ihr 600-jähriges Bestehen feiert, wurde eine Gedenkplatte für vier „Pauker“ aufgestellt, die im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts Geschichte schrieben: Dr. Wilhelm Caspers, Dr. Heinrich Vockeradt, Dr. Bernhard Hölscher und Wilhelm Mummenhoff.

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