
So langsam hat man das Gefühl, es tut sich etwas an der Mode-Front für Frauen. Auf Instagram gibt es immer mehr Fotos, die echte Körper aus dem wahren Leben zeigen, und Menschen, die sich scheinbar auch wohl damit fühlen. Kleine Speckröllchen kullern unter bunten Bikinis hervor, die Winkeärmchen wackeln fröhlich vor sich hin und die letzte Beinrasur ist auch schon eine Weile her.
Darunter Hashtags wie #bodypositivity, #selflove und ähnliches, die belegen, dass man sich ganz bewusst dazu entschieden hat, dieses nicht perfekte Bild mit der Öffentlichkeit zu teilen.
Und nicht nur auf Instagram scheint sich dieser Wandel zumindest langsam zu vollziehen. Auch auf der Straße sehe ich kaum noch junge Mädels in figurbetonten, engen Outfits. Stattdessen ist gemütlich angesagt – riesige Pullover, ausgebeulte Jeans! Generell einfach das zu tragen, worauf man Bock hat, und nicht das, wofür der eigene Körper geeignet ist.
Body Positivity bei Frauen UND Männern
Meiner Meinung nach eine tolle Entwicklung, die hoffentlich vielen Frauen dabei helfen wird, sich selbst und vor allem auch den eigenen Körper besser zu akzeptieren.
Aber was ist eigentlich mit den Herren der Schöpfung? Habt ihr auch ein bisschen Platz für Body Positivity in Eurem Leben?
Während viele Frauen mit ihrem Aussehen immer großzügiger und realistischer werden, scheinen Männer immer noch dem Ideal vom durchtrainierten Muskelmann hinterherrennen zu müssen, um den Anschluss nicht zu verlieren. In unserer Gesellschaft ist nämlich ganz klar definiert, was männlich ist und was nicht.
Lieber bullig als ein „Lauch“
So sehen sich viele Jungs gezwungen, ihre Zeit im Fitnessstudio abzureißen, um Muskelmasse aufzubauen und dem weit verbreiteten Schönheitsideal zu entsprechen. Und wenn man als Typ schon keine Muskeln hat, dann ist es immer noch besser, etwas kräftiger zu sein, als ein großer, dünner Lauch, oder? Zumindest habe ich das Gefühl, dass es kaum etwas Schlimmeres für Jungs gibt, als groß und sehr dünn zu sein.
Anders als bei Mädels geht es dann darum, möglichst an Gewicht zuzulegen und bulliger auszusehen. Würde ein Mann seinen Körper ähnlich wie eine Frau auf Instagram zeigen nach dem Motto Body Positivity würde er vermutlich mit noch mehr Häme zu tun haben, als der weibliche Counterpart. Das liegt nicht nur an der festen Vorstellung, wie ein männlicher Körper auszusehen hat, sondern auch daran, dass es auch eine ebenso feste Vorstellung davon gibt, wie ein Mann sich zu verhalten hat.
Hartes Äußeres mit hartem Charakter verknüpft
Zu Jammern, dass die Welt einen nicht akzeptiert, passt hier nicht in die Vorstellung von Männlichkeit. Stattdessen sollen die Herren stark sein, sich nicht unterkriegen lassen und einfach tun, was von ihnen verlangt ist. Befindlichkeit hat in einer Männerwelt nichts zu suchen. Und wenn das bedeutet, fünf Mal die Woche im Fitti pumpen zu gehen.
Ich wünsche mir für unsere Welt, dass Männer die Schönheitsideale genauso ablegen oder ignorieren können, wie es bei den Frauen langsam im Kommen ist. Das geht nicht von jetzt auf gleich. Aber jeder Mensch hat das Recht, sich in seinem oder ihrem Körper wohlzufühlen. Ganz egal ob dürr oder dick, weiblich oder männlich, trainiert oder speckig.