Lifestyle Das gemeine Phänomen des Liking Gaps

In der Runde viel gelacht, aber dann mit einem komischen Gefühl nach Hause? Diese Zweifel nennt man Liking Gap (zu deutsch etwa: das Fehlen des Gemocht-Werdens). © pixabay.de
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Gerade wenn Ihr zum Grübeln neigt, werdet Ihr folgendes Gefühl vermutlich sehr gut kennen: Ihr lernt jemanden neu kennen oder trefft einfach einen Bekannten und unterhaltet Euch nett. Smalltalk ist vielleicht nicht Eure Stärke, aber in dem Moment fühlt sich die Unterhaltung eigentlich ganz gut an – es gibt kein peinliches Schweigen und Ihr streitet Euch nicht – also alles gut, oder?

Kurze Zeit nach dem Gespräch macht sich aber ein unangenehmes Gefühl der Unsicherheit in Euch breit. War das Gespräch wirklich so positiv, wie es sich in dem Moment angefühlt hat? Hat man nicht doch was Unpassendes gesagt, die ganze Zeit was zwischen den Zähnen gehabt oder sich nicht so sprachversiert und intelligent gegeben, wie man eingangs gedacht hat?

Dieses Gefühl ist gar nicht so ungewöhnlich. Tatsächlich kommt es relativ häufig vor und wird in Fachkreisen als Liking Gap beschrieben. Es geht also um das Phänomen, sich darin zu unterschätzen, wie positiv man bei seinem Gegenüber ankommt.

Großes Selbstbewusstsein schützt vor Leidensdruck

Und dabei ist es vollkommen egal, welche Signale das Gegenüber gesendet hat. Selbst wenn man sich viel angelächelt oder laut gelacht und sich zum Abschied auch noch in den Arm genommen hat, kann es sein, dass man sich hinterher denkt, dass der Gesprächspartner einen vermutlich hasst und diese Unterhaltung für ihn eine einzige Qual war.

Lustigerweise denken Menschen, die ein großes Selbstbewusstsein haben, über so etwas seltener nach. Das liegt vielleicht daran, dass sie sich selbst schätzen und sich eher weniger Gedanken darüber machen, was andere über sie denken.

Die meisten Missgeschicke sind völlig normal

Menschen mit weniger Selbstbewusstsein oder Neigung zum Overthinking steigern sich im Gegensatz dazu richtig in die Gedankenspirale rein: Man geht das Gespräch immer wieder durch und findet nach und nach alle Stellen, an denen man sich „unmöglich“ verhalten hat.

Ein Versprecher, ein unangebrachter Witz, vielleicht eine unsensible Frage … also im Grunde ganz normale Missgeschicke, die jedem mal passieren, die man aber auch im Grunde schnell wieder hinter sich lassen kann. Vor allem, wenn man die Bekanntschaft vielleicht gar nicht mehr wiedersieht. Wenn Ihr das Problem aber kennt, wisst Ihr auch, dass es leichter gesagt als getan ist, sich nicht zu viele Gedanken zu machen.

Raus aus dem Liking Gap!

Es ist ein generelles Problem, dass wir häufig zu ungnädig mit uns selbst sind und kleine Fehler schon als sehr schlimm empfinden. Um den Liking Gap zu überwinden, muss man versuchen, sich nicht reinzusteigern und sich großzügig auch kleine Fehler zu verzeihen. Vielleicht grübelt der andere ja auch so stark darüber nach, wie er angekommen ist. Vergesst nie, dass wir alle nur Menschen sind und kleine Fehlerchen und Fettnäpfchen ganz normal sind. So wird der Liking Gap mit der Zeit sicherlich auch wieder kleiner.

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