
Mit ihrer Single „Brother“ gelang den Mighty Oaks rund um Sänger Ian Hooper 2014 der Durchbruch. Nun ist ihr drittes Album „Mexico“ erschienen, auf dem sich die dreiköpfige Band auch sehr ernsten Themen annimmt. Ian Hooper verrät im Interview mehr dazu.
Ian, Euer Album „Mexico“ feiert heute sein Release. Welche Bedeutung hat die Platte für Dich?
„Mexico“ habe ich im ersten Lockdown geschrieben. In der Zeit sind alle Menschen ein bisschen in Panik geraten. Das war absurd, dass es in der Zeit plötzlich nur um Klopapier und Tiefkühlpizza ging. Das Schreiben war eine mentale Flucht für mich – ich wollte einfach etwas Positives machen.
Auf dem Album wird es auch mal etwas ernster. Thematisch geht es u.a. um Sucht-Krankheiten und generell die psychische Gesundheit. Fiel es Euch schwer, diese Themen anzusprechen?
Ich finde es wichtig, über die Psyche und über die geistige Gesundheit zu sprechen, vor allem in der heutigen Zeit, wo viele Menschen mit sich kämpfen oder alleine sind. Ich habe das Gefühl, dass es in Deutschland ein Tabu ist, über seinen seelischen und mentalen Zustand zu sprechen. Wenn Du psychiatrische Hilfe aufsuchst, denken viele Leute du wärst schwach. Das ist falsch.
Ich war noch nie in einem Land, wo die Leute so oft zum Arzt gehen wie in Deutschland, aber wenn es darum geht dem Kopf etwas Gutes zu tun, wollen sie es nicht.
Welche Themen waren Euch bei diesem Album sonst noch wichtig?
Neben den eben angesprochenen Themen wollten wir das Album auch gesellschaftskritisch halten, wie z.B. bei „Land of Broken Dreams“. Da geht es um Amerika und die Hoffnungslosigkeit der Menschen vor Ort. Du bist alleine, wenn es darauf ankommt und du musst bereit sein, dich durch schwierige Situationen zu kämpfen.
Wie politisch darf ein Album/Musik denn werden?
Wir haben uns auch mit dem Thema befasst, weil wir nach dem zweiten Album gefragt wurden, warum es nicht politischer war. Ich würde gerne einmal wissen, warum es von uns erwartet wird. Vielleicht ist es auch ein Kompliment für uns. Ich finde, es darf nicht gewollt sein, es muss von alleine kommen.
Du bist ein Teil der aktuellen Staffel „Sing meinen Song“. Wie war das für Dich mit so vielen Menschen plötzlich in dieser „komischen“ Zeit zu drehen?
Ich wusste nicht, wie es werden würde, weil ich keinen kannte. Die anderen haben sich in der Vergangenheit kennengelernt und ich war der Neue (lacht). Es tat aber sehr gut und ich hätte nicht gedacht, dass sich daraus Freundschaften entwickeln können. Es war schwer, nach den Dreharbeiten den Schalter wieder umzulegen, nach Berlin zurückzukehren und in den Lockdown zu gehen.
Du hast die Zeit im Lockdown aber erfolgreich nutzen können und Dir Dein eigenes Studio zu Hause gebaut. War das ein Traum von Dir?
Ich habe immer daran gearbeitet, weil ich so frei wie möglich sein wollte. Immer in ein großes Studio gehen zu müssen kostet viel Zeit und Geld. In meinem Studio wollte ich alles so einrichten, dass ich z. B. für Demos alles vor Ort aufnehmen kann. Ich arbeite lieber in einem familiären Rahmen statt in der Fremde. Der Kaffee schmeckt zu Hause auch besser (lacht).
Früher wurdet Ihr häufig mit Bands wie Mumford and Sons verglichen. Hat Euch das gestört?
Das ist ein sehr deutsches Denken. Hier wird alles in Schubladen eingeordnet (lacht). Das hat uns sehr genervt. Damit vergrault man immer einen Teil der Leute, wenn man sagt, der Sound klingt wie bei Band XY.