Literatur Karen Winters neuer Psychothriller wankt zwischen Wahrheit & Täuschung

Dieser Buchtipp könnte vor allem für all diejenigen sein, die Spaß an Psychothrillern und verworrenen Geschichten haben. © Anete Lusina von Pexels
Lesezeit

Der Roman „Was in heller Nacht geschah“ von Erfolgsautorin Karen Winter spielt dieses Mal im hohen Norden, auf den Lofoten in Norwegen. Es geht darin um die Autorin Judith Wagner aus Deutschland, die selbst gerade erst einen Buch-Hit über die Lofoten veröffentlicht hat und nun an den Schauplatz ihrer fiktiven Geschichte mit realer Vorlage zurückkehren möchte, um dem Trubel um sich und ihr Buch zu Hause zu entkommen.

Doch schon in ihren ersten Stunden auf der Insel merkt man Judith an, dass sie ihr Buch weitaus mehr mitgenommen hat, als es üblich wäre. Immer wieder fühlt sie, wie die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmt und, dass Teile ihres Buches real zu werden scheinen.

Realität erinnert an Schauplätze im Buch

So sieht sie zum Beispiel Charaktere und Schauplätze aus ihrer Geschichte, die sich in der Realität jedoch etwas anders gestalten, als sie sie wahrnimmt. In diesen Phasen ist sie kaum noch Frau ihrer Sinne, sodass sie von den Inselbewohnern, die ihr in dieser Zeit begegnen, schnell zum Gesprächsthema gemacht wird. Verständlicherweise. Immerhin kommt da eine verwirrte Fremde aus Deutschland, die nicht alle Tasse im Schrank zu haben scheint.

„Was in heller Nacht geschah“ erzählt die Geschichte von Autorin Judith, die nach dem Erfolg ihres neuesten Werkes nicht mehr zwischen Fiktion und Realität unterscheiden kann. © Droemer Knaur

Das Haus, das sie für ihren Aufenthalt von Knut gemietet hat, teilt sie sich mit Greta. Die beiden scheinen die einzigen netten Menschen auf der Insel zu sein. Vor allem mit Greta freundet Judith sich nach und nach an und gesteht ihr, was sie beschäftigt.

Treffen mit dem Protagonisten

Verwirrend und gleichermaßen beängstigend wird es, als Judith plötzlich die reale Vorlage für ihren fiktiven Protagonisten auf der Insel trifft, den launischen Rune, der am liebsten als Einzelgänger durch die Welt gehen würde, nachdem ein tragisches Bohrinselunglück sein Leben aus den Fugen gebracht hat.

Karen Winter: „Was in heller Nacht geschah“

Droemer Verlag, 336 Seiten

ISBN: 978-3-426-30585-0, Preis: 10 Euro (Taschenbuch)

Das spannende daran: Judith hatte Rune vorher nie getroffen. Alle Informationen, die sie über das Unglück hatte, hat sie nur mit geschwärzten Namen bekommen. Sie kannte Rune nicht – hat sich ihn aber als Einar in ihrer eigenen Geschichte erschreckend treffgenau ausgemalt.

Alte Wut flammt wieder auf

Als dieser rausfindet, dass Judith seine Tragödie zur Vorlage für ihr Buch gemacht und damit eine alte Wunde wieder aufgerissen hat, packt ihn unsägliche Wut. Die Gefahr geht an dieser Stelle aber noch von jemand anderem aus, der sich nach Rache sehnt.

Ich hatte gehofft, mit „Was in heller Nacht geschah“ einen richtig guten, nordischen Psychothriller in die Hand zu bekommen. Stattdessen handelt es sich bei dem Buch meiner Meinung nach um eine seltsame Geschichte, die nicht so richtig durchdacht wurde und deshalb sehr flach bleibt.

Richtige Spannung kommt nicht auf. Man fragt sich vielleicht, was mit Judith los ist, aber es ist auch kein Problem, mit den Achseln zu zucken, das Buch wegzulegen und Judith ihren Problemen zu überlassen. Kein gutes Zeichen für eine Geschichte.

Sie sind bereits registriert?
Hier einloggen