Im Gespräch mit Scenario L Devine: „Meine Priorität ist jetzt, mich um mich selbst zu kümmern.“

Nach drei EPs in den letzten vier Jahren hat Sängerin L Devine so langsam aber sicher Lust, mal ein Album zu releasen – wie sie im Interview verrät. © WMG
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Für die 24-jährige Singer-Songwriterin L Devine lief es in letzter Zeit karriere-technisch ziemlich gut: die Gay Times verlieh ihr den „Elevate Emerging Star in Music“-Award, der New Musicial Express bezeichnet sie als aufstrebende Pop-Heldin und seit Kurzem ist ihre – im Lockdown entstandene – EP „Near Life Experience Part1“ draußen. Wir haben mit der Sängerin über diese Platte, aber auch über die Themen ihrer (und unserer) Generation gesprochen.

Deine neue EP „Near Life Experience Part1“ ist endlich draußen. Um welche Art von Sound und welche Geschichte geht es auf der Platte?

Es ist eine Mischung aus so vielen verschiedenen Gedanken und Gefühlen. Vieles davon habe ich während des Lockdowns geschrieben, also ist vieles etwas introspektiver geworden. Es heißt „Near Life Experience“, weil wir in den letzten zwei Jahren wirklich eine Nahtoderfahrung (= Near Life Experience) erlebt haben. Als Songwriter schreibt man Songs über Erfahrungen, die man macht, wenn man Leute trifft oder in die Welt hinausgeht. Ich konnte das nicht tun, also musste ich über meinen eigenen Kopf und meine Gedanken schreiben (lacht).


Einer Deiner Songs heißt „Priorities“. Was sind Deine Prioritäten im Moment?

Meine Priorität ist jetzt, mich um mich selbst zu kümmern. Im Text geht es darum, dass ich frustriert bin, weil jemand in einer Beziehung sich selbst an die erste Stelle setzt. Dabei sollte ich es auch wirklich so machen und mich selbst an die erste Stelle setzen.

Auf dem Album sprichst Du über psychische Gesundheit, Deine Erwartungen als Frau und was es bedeutet, Teil einer lesbischen Beziehung zu sein. War es schwierig für Dich, über all dies zu sprechen?

Es ist immer schwierig für mich, über bestimmte Dinge zu sprechen, aber es ist auch der beste Weg, mich auszudrücken. Es ist wie eine Therapie. Ich weiß, das sagt jeder, aber es hilft dabei, Dinge zu verarbeiten, die man erlebt hat. Mit „Priorities“ habe ich mich auf eine Reise mit mir selbst begeben. Es ist schwierig, aber ich denke auch, dass die Leute darauf am meisten reagieren.

Warum denkst Du, dass solche Themen für die heutige Generation so wichtig sind?

Es ist ein gutes Gefühl, dass die Leute es mögen, wenn ich über all diese Dinge spreche. Als ich aufgewachsen bin, habe ich mich nicht wirklich in einem Popstar gesehen, weil es nicht viele Popstars gab, die über gleichgeschlechtliche Beziehungen gesprochen haben. Dabei hilft es anderen Menschen. Viele Fans schicken mir Nachrichten zu den Themen, über die ich in meinen Songs spreche.

Hast Du Vorbilder aus der Pride-Bewegung?

Als ich aufwuchs, gab es Leute wie George Michael oder Freddy Mercury. Ich habe mich trotzdem nicht in diesen Leuten wiedererkannt. Als ich jünger war, war es Ellen De Genres. Jetzt gibt es so viele unglaubliche Künstler, die ich als Vorbilder sehe, zum Beispiel Kim Petras.

Was sind Deine Träume, die Du noch erreichen möchtest?

Ich möchte auf jeden Fall ein Album veröffentlichen. Ich habe in den letzten vier Jahren EPs herausgebracht. Ich liebe es, das zu tun, aber ich denke, ich bin bereit, mich hinzusetzen und ein Debütalbum zu schreiben. Danach möchte ich Shows spielen und auch wieder auf die Bühne zurückkehren.“

Wenn Du für 24 Stunden das Leben einer anderen Person leben könntest, welche Person würdest Du wählen?

Ich würde mit einem meiner Neffen den Platz tauschen. Ich schaue sie an und denke: „Du hast alles, und jemand kümmert sich um dich. Du sitzt herum, spielst die ganze Zeit und weinst oder schläfst, wann immer du willst. Niemand verurteilt dich“ Wenn ich weine oder schlafe, fühle ich mich verurteilt (lacht).

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