Im Gespräch mit Scenario: Stefanie Heinzmann Stefanie Heinzmann im Interview: „Das Leben ist wie ein Labyrinth“

Am 14. Mai feierte Stefanie Heinzmanns neuestes Album „Labyrinth“ Release. © Maximilan König
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Ein Leben verläuft nicht immer geradeaus. Das musste auch Sängerin Stefanie Heinzmann erfahren. Warum man sich Zeit lassen und das Leben genießen sollte, auch wenn es mal nicht weitergeht, hat uns Stefanie im Interview erzählt.

Stefanie, Dein Album „Labyrinth“ ist frisch auf dem Markt. Was steckt für Dich hinter dem Titel?

Ich finde, das Wort Labyrinth ist auch ein Bild für das Leben. Es ist eine schöne Metapher. Das Leben ist wie ein Labyrinth: Manchmal landet man in Sackgassen und muss einen Schritt zurückgehen, ständig muss man sich entscheiden, wohin der Weg führt. Ich persönlich finde das sehr spannend. Es kommt sehr darauf an, wie man sich im Labyrinth bewegt. Lasse ich mich unter Druck setzen und habe Angst vor dem, was kommt, oder sehe ich es als Abenteuer?

Ist Dein Leben bisher auch ein persönliches Labyrinth gewesen?

Ein Leben, das immer nur geradeaus geht, ist glaube ich wahnsinnig langweilig (lacht). Mein Leben war bis heute eine Achterbahnfahrt und ich hoffe, dass es bis zum Tag meines Todes so bleibt. Ich hatte zwei Bandscheibenvorfälle, habe eine Castingshow gewonnen, wurde plötzlich Sängerin und hatte eine Stimmband-OP. Das Leben ist lebenswert, weil man es lebt – das ist das Schönste für mich.

Dein Album ist vom Sound etwas elektronischer und schneller geworden. Wie kam es zu der Änderung?

Das ist eine gute Frage, weil ich es selbst nicht weiß (lacht). Wenn Du mich vor drei Jahren gefragt hättest, hätte ich niemals gedacht, dass ich so ein elektronisches Album machen würde. Dann haben wir dieses Album geschrieben, was überhaupt nicht geplant war, weil ich eigentlich Festivals spielen wollte. Dadurch, dass ich zu der Zeit viel zu Hause war, habe ich gemerkt, dass ich auf gar keinen Fall ein melancholisches Album schreiben wollte. Mein Album soll motivierend sein. Das es so elektronisch geworden ist, hat mich total überraschend, aber es hat einfach gepasst.

Deine Songs sprechen sehr persönliche aber auch gesellschaftliche Themen an, wie z.B. in „You are not alone“ . Warum tun sich Deiner Meinung nach viele Menschen so schwer damit sie selbst zu sein?

Wir stehen unter Druck und leben in einer Gesellschaft, in der es nach Leistung geht. Wir müssen immer liefern. Gerade die sozialen Medien zeigen uns häufig, wie Schönheit definiert sein soll. Warum macht sich der Mensch das Leben so schwer? Es ist doch klar, dass wir alle unterschiedlich sind egal, wie alt oder woher man kommt. Ich verstehe nicht, warum Menschen sich dafür verstecken müssen. Deswegen singe ich darüber und werde auch nicht müde es weiter zu tun.

Wo führt die Entwicklung dieser Thematik Deiner Meinung nach hin?

Gute Frage. Es sind noch viele alte Muster vorhanden. Wenn wir von den großen Themen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie oder Gleichberechtigung sprechen, sind es alte Themen, die aber aus irgendwelchen Gründen im Jahr 2021 noch gelebt werden. Deswegen ist es wichtig, dass die Leute auf die Straße gehen und sich wehren. Wir alle haben doch die Hoffnung, dass wir irgendwann an den Punkt kommen, wo wir einfach sein können wer wir wollen.

Was machst Du aktuell in der konzert-freien Zeit besonders gerne?

Ich wandere wahnsinnig gerne. Ich freue mich, dass es endlich wieder wärmer wird, damit ich in die Berge kann. Dazu gibt es keinen Moment, in dem ich ohne Buch unterwegs bin. Ich liebe es, zu lesen!

Wenn man schon lange Musik macht, wie Du, welche Träume hat man dann noch?

Grundsätzlich bin ich ein offener Mensch, und möchte mir ungern Träume ausdenken. Damit schränke ich mich ein. Ich versuche, so offen zu sein, alles mitzunehmen, was das Leben bringt. Ich weiß, dass ich unbedingt Musik machen will und ich sehr dankbar bin, dass ich den Beruf ausüben kann. Von daher hoffe ich, dass ich noch viele Jahre Musik machen und Konzerte spielen kann.

Du bist mit 18 Jahren durch den Gewinn einer Castingshow von Stefan Raab der Öffentlichkeit bekannt geworden. War es schwer für Dich in einem solch jungen Alter so etwas zu verarbeiten?

Wenn ich ehrlich bin, war ich mit der Situation maßlos überfordert. Ob ich das mit 18 verarbeitet habe, kann ich Dir gar nicht sagen. Es ist einfach alles passiert, und ich habe alles irgendwie gemacht. Ich war sehr unsicher und überfordert. Persönlich glaube ich, dass ich diese Zeit erst viel später verarbeiten konnte und mir dann erst bewusst wurde, was da alles passiert ist.

Was hättest Du beruflich gemacht, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?

Als ich 16 Jahre alt war, hatte ich keine Idee, was ich machen wollte (lacht). Wie mir geht es vermutlich ganz vielen jungen Leuten. Sie wissen noch nicht, was sie machen möchte. Daher würde ich allen gerne ans Herz legen, dass man sich nicht unter Druck setzen lässt. Manchmal muss man Dinge ausprobieren.

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