
Irgendwann neigt sich die eigene Schulzeit dem Ende zu und man fragt sich, was man in der Zeit eigentlich alles gelernt und erlebt hat. Dabei spielen auch unsere Mitschüler und Mitschülerinnen oft eine wichtige Rolle, schließlich verbringen wir in den meisten Fällen zehn bis 13 Jahre mit ihnen.
Sie begleiten uns fast unsere gesamte Jugend, sind somit also ein fester Bestandteil eines prägenden Lebensabschnittes. Aber kennen wir unsere Mitschüler überhaupt, denen wir tagtäglich in unseren Kursen begegnen? Ich behaupte, dies zu können. Denn meiner Meinung nach lassen sich die meisten Mitschüler der Oberstufe sehr präzise in mehrere Kategorien einteilen.
Die Lehrerlieblinge mit großen Ambitionen
–Die Ambitionierten: Das sind die, die überall 15 Punkte stehen haben und folglich einen 1,0er Durchschnitt erreichen. Meistens haben diese Typen einen naturwissenschaftlichen Leistungskurs gewählt und streben eine Arzt-, Wissenschaftler-, Ingenieur- oder Anwaltskarriere an. Die Lehrer lieben die Ambitionierten und wissen, dass ihre Schützlinge es einmal weit bringen werden.
Bei den Ambitionierten unterscheidet man aber nochmal zusätzlich zwischen denen, die wissen, dass sie besonders klug sind und es allen, die es wissen oder nicht wissen wollen unter die Nasen reiben, und denen, die sich ihrer herausragenden schulischen Performance bewusst sind, aber nicht damit angeben. Die letztgenannten sind dabei definitiv die angenehmeren Zeitgenossen.
Auf der Suche nach Ordnung
–Die Verpeilten: Die, die immer zu spät kommen und ihre Sachen nicht dabeihaben. Ihr Spind, wenn sie einen haben, sieht immer so aus, als wäre darin eine Bombe eingeschlagen. Sie lesen den Vertretungsplan nicht, kommen, wenn die Stunde ausfällt und sind wiederum nicht anwesend, wenn sie doch stattfindet.
Anstehende (Klausur-)Termine haben diese Schüler oft nicht auf dem Schirm und bekommen diese erst durch ihre Mitschüler mit. Bei den Lehrkräften sind die Verpeilten eher weniger beliebt, aber das interessiert sie nicht so sehr. Sie freuen sich besonders auf die Ferien, da sie dann wenigstens für ein paar Wochen den strikten Strukturen und Tagesabläufen der Schule entfliehen können.
Trends setzen und Gesprächsstoff liefern
–Die Extrem-Beliebten: Diese Gruppe an Leuten kennt jeder in der Stufe. Sie sind Stufen- und Kurssprecher, werden in die SV und das Schülerparlament gewählt, sie übernehmen die Verantwortung für die Organisation der Abiturfeierlichkeiten. Sie sind schön, beliebt und begehrt. Auf jeder Party trifft man sie an, was natürlich sofort auf Instagram gepostet werden muss. Sie setzen die Trends und Standards, an denen sich alle ein Beispiel nehmen sollen.
Sie laufen stets in exklusiven Grüppchen durch die Schule, nur selten kommt jemand Neues hinzu. Sie daten nur unter sich und bei plötzlichen Trennungen oder neuen Pärchen-Bildungen redet die gesamte Stufe darüber. Nach außen hin scheinen diese Menschen perfekt, fast übermenschlich, aber dieser Anschein trügt. Denn sie sind am Ende des Tages auch nur normale Menschen und nicht „mächtiger“ als andere.
Liebhaber der Geisteswissenschaften
–Die Kreativen: Das sind die, die vor allem einen künstlerischen LK gewählt haben. Sie tummeln sich zum Beispiel in der Theater-AG, in diversen Chören, Bands und Orchestern, um ihre kreative Ader und ihren Aufmerksamkeitsdrang noch weiter auszuleben. Sie sind geborene Rampensäue und streben in Zukunft eine Karriere auf der Bühne oder vor der Kamera an.
Sie lieben die Gemeinschaft und sind oftmals in Gesellschaft mit vielen Leuten, auch mit den Ambitionierten, da sie genauso ehrgeizig sind wie sie. Naturwissenschaftliche Fächer liegen ihnen nicht so, aber das macht ihnen nichts, da sie sowieso eine andere Karriere einschlagen werden.
– Die Schleimer: Die Schleimer haben eher mittelmäßige schulische Leistungen. Sie schmieren den Lehrern deshalb gerne vor allen anderen Honig um den Mund und stimmen immer laut und eifrig zu, bei allem, was die Lehrperson sagt. Natürlich tun sie öffentlich ihre Lobpreisungen kund, damit jeder mitbekommt, wie sich diese Personen zu Unrecht einen Vorteil verschaffen wollen.
Meinungsstark in allen Belangen
– Die Alternativen: Die Anhänger dieser Gruppe scheren sich nicht darum, was andere über sie denken. Die Trends, die die Extrem-Beliebten vorgeben, interessieren sie nicht. Sie machen in allen Belangen ihr eigenes Ding, sei es in Sachen Kleidung, Aussehen generell, politischen Meinung oder Sexualität und lassen sich nicht von anderen etwas hineinreden.
Falls ihr Standpunkt in irgendeiner Weise angegriffen wird, verteidigen sie sich und lassen sich nicht in eine Ecke drängen. Die Alternativen hinterfragen zu dem die bestehenden Systeme und weigern sich manchmal mitzuspielen, was den Lehrern nicht so gut gefällt.
– Die Gestressten: Wie der Name schon sagt, ist dieser Schüler-Typ immer gestresst und fühlt sich belastet. Die Gestressten sind gut in der Schule und jeder Punkt ist ihnen wichtig. Sie fühlen sich indirekt von den Ambitionierten unter Druck gesetzt, die superleicht die 15 Punkte einheimsen, während sie hart dafür lernen müssen.
Ratlos über die Probleme der Mitschüler
Sie laufen oft mit einer pessimistischen Brille durch den Alltag und hangeln sich von Deadline zu Deadline und merken dabei nicht, dass es auch wichtigere Dinge gibt als die Schule.
– Die Normalos: Die meisten Schüler gehören wohl in diese Kategorie. Die Normalos sind mittelmäßig bis gut in der Schule und beobachten mal mit mehr oder mal mit weniger ausgeprägtem Interesse das Geschehen in der Stufe. Dabei wundern sie sich vor allem über die Probleme, die manche Leute im Gegensatz zu ihnen haben.