
Der Ärger bei den Kunden nach der monatelangen Schließung war groß. Die Ankündigung der Sparkasse Vest, ihre Filiale an der Dortmunder Straße nur dienstags für zwei Stunden zu öffnen, hatte keine Jubelstürme ausgelöst. Doch nach „Tag 1“ der Wiedereröffnung ist die Ernüchterung noch größer. Kunden, die dachten, sie könnten ihre Bankgeschäfte vor Ort erledigen, wurden eines Besseren belehrt. Es gibt nur einen eingeschränkten Service.
„Die haben uns erklärt, wie die Selbstbedienungsautomaten funktionieren, mehr nicht“, berichtet Kunde Karl-Heinz Lutterbeck. Das Bargeld, das er auf sein Konto einzahlen wollte, musste er wieder einstecken. Auch Kundin Clementine Wille ließ ihr Sparbuch in der Tasche. Denn am Schalter sind weder Ein- noch Auszahlungen möglich. Dabei ist die 100-Jährige darauf angewiesen, Erspartes abzuheben, da die monatliche Rente nicht für ihre Ausgaben reicht. Die nächstgelegene Zweigstelle an der Castroper Straße kann die Seniorin, die keine Angehörigen in Recklinghausen hat, zu Fuß mit dem Rollator nicht erreichen.
Ärger über das „Herumgeeiere“
Gero Altmann, dem die benachbarte Kreuz-Apotheke gehört, monierte, dass an der Filiale nirgends auf die neuen Öffnungszeiten hingewiesen wird.

In den zwei Stunden hätten rund 35 Kunden die Filiale betreten, von denen rund die Hälfte die Dienste der Mitarbeiter in Anspruch nahmen, hatte Marktbereichsdirektor Guido Twachtmann beobachtet, der ebenfalls vor Ort war. „Das Problem ist das Bargeld“, räumte er am Mittwoch (25.8.) auf Nachfrage dieser Zeitung ein. „Für Ein- und Auszahlungen wären mehr Mitarbeiter erforderlich. Das ist aufgrund der bekannten Personalsituation derzeit nicht möglich.“
Im Vorfeld hatte die Sparkasse angekündigt, dass zwei Mitarbeiter zur Beantwortung von Fragen dienstags von 14 bis 16 Uhr bereitstünden, bei der Bedienung der SB-Automaten helfen und bei komplizierteren Angelegenheiten Kontakt zur Filiale an der Castroper Straße oder zur Hotline herstellen würden.
Lutterbeck hatte sich in der vergangenen Woche in der Angelegenheit an Bürgermeister Christoph Tesche gewandt. Am Mittwoch habe dieser sich zurückgemeldet und die Sorgen, die Lutterbeck auch namens vieler anderer älterer Kunden äußerte, aufmerksam angehört: „Herr Tesche will sich darum kümmern, dass die Sparkasse an ihrer Tür auf die Öffnungszeiten hinweist. Das ist wenigstens etwas.“
Dennoch sei er überzeugt, dass das Geldinstitut an der Dortmunder Straße die Schließung auf Raten einläute: „Die Sparkasse soll uns treue Kunden nicht verarschen. Wenn sie schließen wollen, sollen sie es endlich sagen, und auf dieses Herumgeeiere verzichten.“ Twachtmann weist diesen Vorwurf zurück: „Wir improvisieren, um den Kunden entgegenzukommen.“