Persönliches Absagen, wenn man keine Lust hat

Man hat es sich gerade auf der Couch bequem gemacht und "bing!" bekommt man die Nachricht eines Freundes, der fragt, ob man Zeit hat. Wie windet man sich da nun heraus? © picture alliance/dpa/dpa-tmn
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Von 24 Stunden am Tag verbringe ich vermutlich 23 Stunden damit, mir darüber Gedanken zu machen, was andere von mir denken. Und das in erster Linie nicht, weil ich unbedingt möchte, dass mich jemand mag, sondern vor allem, weil ich nicht will, dass mich irgendjemand für irgendetwas verurteilt. Obwohl ich weiß, dass mir das im Grunde auch vollkommen egal sein könnte.

Diese zeitraubende und anstrengende Angewohnheit von mir führt dazu, dass ich Entscheidungen nur sehr schlecht und ungerne treffe. Wenn mich beispielsweise jemand fragt, ob ich an einem bestimmten Tag Zeit habe und ich zwar Zeit aber keine Lust habe, denke ich den ganzen Tag darüber nach, wie ich aus der Nummer rauskomme, ohne der anderen Person auf die Füße zu treten.

Weggefährten, auf die man keine Lust hat

Über die Jahre häuft man einfach ein paar Leute um sich herum an, mit denen man zwar gut klarkommt, die es aber irgendwann nicht mehr Wert sind, sich mit ihnen zu treffen und die kostbare Zeit, die man auf Erden hat, an sie zu verschwenden. Das klingt härter als es sein soll, aber wenn wir ehrlich sind, stimmt es.

Hand aufs Herz: Wie oft habt Ihr Euch schon zu einer Verabredung hingequält, weil Ihr keinen guten Grund hattet, um abzusagen? Obwohl Ihr keinerlei Freude mit diesem Treffen in Verbindung gebracht habt, sondern nur Unbequemlichkeit und Unwohlsein.

Lügen sind der scheinbar einzige Ausweg

Diese Situation kennt vermutlich jeder. Die einzige Möglichkeit, mit so einer ungewollten Einladung umzugehen, scheint „Lügen“ zu sein. Entweder man entwickelt kurz vor besagtem Treffen plötzlich starken Brech-Durchfall oder die Oma ist zum vierten Mal gestorben.

Und so einen Quatsch erzählen wir lieber, als einfach zu sagen: „Du, ich hab da zwar Zeit, die würde ich aber gerne anders nutzen. Das hat nichts und doch irgendwie alles mit dir zu tun. Sorry, aber meine Zeit ist begrenzt und mit dir möchte ich sie einfach nicht verbringen. Zumindest nicht an diesem Tag.“ Könnte man sagen, würde aber vermutlich als sehr unhöflich eingestuft und die Freundschaft oder Bekanntschaft kurzerhand den Gnadenstoß verpassen.

Kann das die Lösung sein?

Ist es also unser aller Schicksal uns gegenseitig vorzuflunkern, man würde die Zeit miteinander genießen und sich insgeheim eigentlich nur auf das Ende der Veranstaltung zu freuen? Ist der einzige Umgang, andere nicht zu verletzen nur über Lügen möglich?

Hätten wir alle ein kleineres Ego, könnten wir vermutlich viel besser damit umgehen, wenn uns jemand sagt, dass er kein Bock hat uns zu treffen. Ein kleineres Ego und mehr Verständnis füreinander. Das braucht es in dieser Gesellschaft. Es macht nämlich viel zufriedener, seine Zeit so zu nutzen, wie man möchte und nicht so, wie man sollte!

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