Persönliches Sehnsucht nach der Ferne

Die letzte Reise in ferne Länder ist für die meisten von uns wegen der Corona-Pandemie sicher eine ganze Weile her. Umso größer wird daher das Fernweh. © Leah Kelley von Pexels
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Während ich an meinem Schreibtisch sitze und die grauen Wolken sich vor meinem Fenster türmen, wandern meine Gedanken ein weiteres Mal an diesem Tag in die Ferne. Das ist genau der Ort, an dem ich jetzt lieber wäre als hier, im kalten und regnerischen Deutschland.

Ich sehne mich aber nicht nur in die Ferne. Ich möchte das ganze Programm, einschließlich der nervigen Vorbereitungen und der organisatorischen Dinge vorab, die nur die Vorfreude auf das was kommt, steigern.

Sich die Frage nach der richtigen Kleidung stellen

Ich möchte meinen Koffer packen und mir vorstellen, welche Outfits für mein Reiseziel in der Ferne angemessen sind. Brauche ich Laufsachen und meine Jogging-Schuhe oder ist es eh zu warm, als dass ich dort Sport machen würde? Brauche ich einen warmen Pulli oder ist dieser bei den Temperaturen in der Ferne unnötig?

Ich möchte meine Wohnung verlassen und das Gefühl haben, ewig nicht mehr zurückzukehren, obwohl es nur ein paar Tage sein werden, die ich nicht da bin. Ich will viel zu früh am Flughafen ankommen, die Sorge haben, dass mein Koffer zu schwer ist und ewig am Gate warten, bis das Boarding beginnt.

Fremde Orte, fremdes Essen, fremde Menschen

Ich sehne mich nach dem Moment, in dem man den klimatisierten Flughafen verlässt und einem eine Wand aus schwüler, warmer Luft entgegenschlägt. Um einen herum Gewusel, Taxifahrer und fremde Worte, die man nicht versteht.

Ich möchte die Orientierung verlieren, um am Ende doch genau da anzukommen, wo ich hinmöchte. Ich will diese ganzen Dinge wahrnehmen, die ich von zu Hause nicht kenne und es genießen, wieder einen Blick für Details zu haben.

Ich bin ein anderer Mensch in der Ferne. Ich bin frei und darauf bedacht, so viel Leben in mich einzusaugen, wie es in der kurzen Dauer meines Aufenthalts weg von zu Hause möglich ist. Ich möchte Lebensmittel essen, die ich noch nie probiert habe und Dinge sehen, von denen ich daheim nur gelesen habe.

Niemals allein in der Welt

Ich möchte mich über andere Deutsche ärgern und so tun, als sei ich besser als sie und gleichzeitig insgeheim froh darüber sein, dass man niemals ganz alleine im Ausland unterwegs ist. Ich möchte erleben wie jeder Tag wie von alleine zum Abenteuer wird und sich anders gestaltet als der vorherige und auch, wie die Zeit mal wieder viel zu schnell vergeht.

Kaum bin ich in der Ferne, muss ich auch schon wieder zurück und Dinge verlassen, die mir innerhalb kürzester Zeit ans Herz gewachsen sind. Speisen, Ausblicke, Mentalitäten. Ich nehme diese Sachen in meinem Herzen mit und hoffe, dass ich mir das Gefühl, das sie verursachen, im Alltag erhalten kann. Nachdem ich wieder zu Hause bin, verfliegt alles jedoch schnell wieder. Vor allem dann, wenn man gar nicht erst losgefahren ist.

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